Im Prozess gegen den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning hat die Verteidigung der US-Armee vorgeworfen, Hunderte E-Mails über die Haftbedingungen ihres Mandanten zurückgehalten zu haben. Die Staatsanwälte hätten mehr als 1300 Nachrichten nicht weitergegeben, in denen es um die Inhaftierung Mannings in einem Militärgefängnis in Quantico im US-Bundesstaat Virginia gehe, sagte der Anwalt David Coombs am Dienstag (Ortszeit) bei einer Voranhörung vor dem Militärgericht in Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland.
Coombs gab an, er habe am 25. Juli 84 E-Mails zur Ansicht erhalten, danach aber festgestellt, dass es noch weitere 1290 Nachrichten gebe. Am Montag hatte die Staatsanwaltschaft erklärt, sie leite der Verteidigung weitere 600 E-Mails weiter.
Schon die bereits erhaltenen zeichnen Coombs zufolge aber das Bild eines Militärs, das mehr um den Kampf gegen negative Außenwirkung als um Mannings Wohlergehen bemüht sei. Sie offenbarten auch, dass hochrangige Militärs über Mannings Haftbedingungen informiert gewesen seien.
Manning soll misshandelt worden sein
Mannings Anwälte wollen beweisen, dass ihr Mandant in Quantico misshandelt wurde. Dort zuständige ranghohe Sicherheitsbeamte sandten Marinegeneral George Flynn regelmäßig Berichte über die Gefangenschaft Mannings. Der 24-Jährige war von Juli 2010 bis April 2011 in Quantico inhaftiert, danach wurde er in ein Gefängnis in Fort Leavenworth in Kansas gebracht, wo er unter weniger strengen Bedingungen einsitzt.
Manning wird vorgeworfen, geheime US-Militärdokumente zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie rund 260.000 vertrauliche Depeschen der US-Diplomatie an die Enthüllungs-Webseite Wikileaks weitergegeben zu haben. Die Veröffentlichung der skandalträchtigen Unterlagen sorgte weltweit für Wirbel. Derzeit läuft in Fort Meade das Vorverfahren, der Prozess soll im September beginnen. Manning droht eine lebenslange Haftstrafe.