Donald Trump verbrachte das Wochenende wie üblich in Florida und spielte Golf, doch der Widerstand gegen seine Pläne nimmt nun auch in den USA zu. Am Samstag protestierten unter dem Motto „Hands off“, Hände weg, Hunderttausende Menschen in mehreren Städten gegen die Attacke seiner Regierung auf Staat, Justiz und Wirtschaft. Es waren die größten Demonstrationen, seit der US-Präsident sein Amt angetreten hat. Und vor Beginn der neuen Börsenwoche äußerte sogar Elon Musk Kritik an Trumps weltweit verhängten Zöllen.
Erst reagierte der Multimilliardär abfällig auf Posts im Internet, die Trumps Handelsberater Peter Navarro lobten. Dessen Diplom aus Harvard habe keinen Wert, schrieb Musk auf X, Navarro habe nichts erreicht. Dann sagte er in einer Videoschalte der rechten Partei Lega in Italien: „Sowohl Europa als auch die Vereinigten Staaten sollten meiner Meinung nach idealerweise zu einer Nulltarifsituation übergehen und damit eine Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika schaffen.“
Das sorgte für Aufsehen, denn erstens hatte Trump in der vergangenen Woche auch Strafzölle von 20 Prozent für Einfuhren aus der Europäischen Union verhängt. Diese sollen am 9. April in Kraft treten; grundsätzlich zehn Prozent Zölle für sämtliche Importe aus allen Nationen gelten bereits seit dem 5. April. Zweitens war der Unternehmer ja jedenfalls bisher Trumps engster Vertrauter, was den Umbau des Landes betrifft.

Trump und die Zölle:Hat der Wahnsinn doch Methode?
Donald Trump will Amerika wieder reich machen. So wie einst sein großes Vorbild: William McKinley, der „Zoll-König“. Lässt sich Geschichte so einfach wiederholen?
Gleichzeitig spürt Musk die Turbulenzen am Finanzmarkt selbst, sein Elektroauto-Konzern Tesla verlor binnen Tagen Milliarden Dollar an Wert. Wobei der Unternehmer sein gesamtes Vermögen seit Trumps Wahlsieg nahezu verdoppelt hatte, er gilt als deutlich reichster Mensch der Welt. Derzeit leitet er die sogenannte Abteilung für Regierungseffizienz, kurz Doge, die in Trumps Auftrag Behörden auflöst und massenweise Staatsangestellte entlässt. Allerdings machen Hinweise die Runde, dass Musk bald ein wenig aus dem Blickfeld verschwinden könnte, denn seine Auftritte sind zunehmend unpopulär.
Anleger leiden unter Kursverlusten an den Börsen, während Trump Durchhalteparolen verbreitet
Aus dem Weißen Haus kamen zuletzt keine offiziellen Reaktionen auf seinen Rat, den Handelskrieg zumindest mit der EU schleunigst zu beenden. Der von Musk kritisierte Navarro verteidigte Trumps Zollprogramm und stellte Einnahmen in Höhe von 600 Milliarden Dollar in Aussicht. Trump verbreitet derweil Durchhalteparolen. „Dies ist eine wirtschaftliche Revolution, und wir werden siegen“, schrieb er in seinem Netzwerk Truth Social. „Es wird nicht leicht sein, aber das Endergebnis wird historisch sein.“
Anleger dagegen erleben mit Schrecken, wie am Kapitalmarkt ihre Ersparnisse schmelzen. Werte in Höhe von mehr als sechs Billionen Dollar wurden in zwei Tagen vernichtet. Die Aussichten auf stabiles Wachstum der US-Wirtschaft sind durch Trumps Manöver den Sorgen vor einer Rezession gewichen. „Diese Zölle werden die Produktionskosten erheblich verteuern“, zitiert das Portal Axios die Ökonomin Nina Eichacker von der University of Rhode Island. „Die Arbeitnehmer werden das ausbaden müssen, während ihre Arbeitgeber versuchen, die Kosten zu senken.“
Viele Amerikaner unterstützen Trumps Alleingang dennoch noch immer. Autobauer zum Beispiel haben die möglicherweise trügerische Hoffnung, dass amerikanische Marken von seinem Protektionismus profitieren. Für fremde Fahrzeuge werden neuerdings 25 Prozent Zoll verlangt, doch US-Firmen müssen nun für Einfuhren von wichtigen Komponenten ebenfalls mehr bezahlen, auch könnten die Kunden sparsamer werden. Die Stimmung in anderen Teilen der Bevölkerung ist miserabel, und das nicht nur, weil die Aktienkurse sinken und die Preise steigen.
Am vergangenen Dienstag bezwang eine von den Demokraten unterstützte Richterin in Wisconsin ihren republikanischen Kandidaten, der von Musk mit Millionen Dollar ausgestattet worden war, und zog in den Obersten Gerichtshof des Swing States ein. Derweil erwacht die Opposition, die Proteste auf der Straße werden plötzlich lauter. Die Demonstranten sind noch nicht so zahlreich wie 2017 gleich zu Beginn der ersten Ära Trump, doch die Veranstalter sprachen von „Millionen“ Teilnehmern bei insgesamt mehr als 1 300 Versammlungen am Wochenende; besonders viele versammelten sich in der Hauptstadt. Offizielle Zahlen oder Schätzungen gab es nicht.
Dies sei eine landesweite Mobilisierung, „um die dreisteste Machtergreifung der modernen Geschichte zu stoppen“, erklärten die Organisatoren von „Hands off“, einem Zusammenschluss von Aktivisten. „Trump, Musk und ihre milliardenschweren Kumpane inszenieren einen Generalangriff auf unsere Regierung, unsere Wirtschaft und unsere Grundrechte – und werden dabei vom Kongress auf Schritt und Tritt unterstützt.“ Der demokratische Abgeordnete Jamie Raskin aus Maryland sagte am Washington Monument: „Kein moralischer Mensch will einen wirtschaftszerstörenden Diktator, der den Preis von allem und den Wert von nichts kennt.“