Süddeutsche Zeitung

Proteste in Thailand:Mehr als 20 000 Regierungskritiker demonstrieren in Bangkok

Seit Tagen gehen wieder Tausende Menschen in Bangkok auf die Straße. Trotz Wasserwerfern, Regen und angedrohter Festnahmen fordern sie den Rücktritt des Regierungschefs und weitreichende Reformen.

Tausende Menschen sind bei Regen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Trotz eines Versammlungsverbots kamen am Samstag etwa 23 000 Menschen an verschiedenen Orten der Stadt zusammen, wie die thailändische Polizei mitteilte - am vierten Tag in Folge. Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha, eine Verfassungsänderung und eine Reform der thailändischen Monarchie. In Thailand kommt es seit Monaten immer wieder zu Massendemonstrationen.

Eine mit blauer Farbe übergossene Demonstrantin steht bei einem Protest der Demokratiebewegung auf einer Straße vor der Haltestelle Udom Suk. Um weitere Proteste auszubremsen, sind in Bangkok alle Bahnhöfe des Zugsystems Skytrain geschlossen worden.

Die Regierung hatte zuletzt nach einer Großdemonstration in der Hauptstadt, bei der die Teilnehmer am Mittwoch zum Regierungssitz marschiert waren und dort kampiert hatten, Zusammenkünfte von mehr als fünf Personen verboten und Straßen sperren lassen. Dennoch waren an den folgenden Tagen wieder Tausende Menschen auf die Straßen gegangen. Die Demonstrationen am Samstag sind laut Polizei ohne Zwischenfälle verlaufen - anders als am Vortag.

Am Freitag mussten sich die Demonstranten, wie hier im Geschäftsviertel Pathumwan, mit Schirmen nicht gegen den Regen, sondern gegen die Wasserwerfer der Polizei schützen. Ein Großaufgebot ging gegen die Prostestierenden vor und forderte sie auf, die Aktion zu beenden.

Die Demonstranten versuchten die Polizei daran zu hindern, die Menschenmenge aufzulösen. Die Regierung hat Tausende Sicherheitskräfte abgestellt und warnte, sie werde Aktivisten, die trotz des Versammlungsverbots auf die Straßen gehen, festnehmen lassen - bei mehr als 50 soll das bereits geschehen sein. Die Demokratiebewegung fordert auch ein Ende der Einschüchterung von Bürgern und politischen Gegnern.

Drei ausgestreckte Finger sind schon seit längerem das Erkennungszeichen der Demokratiebewegung. Die Geste stammt aus den Science-Fiction-Filmen "Die Tribute von Panem", wo die Rebellen sie als Zeichen der Verbundenheit und des Protests gegen die Herrschenden einsetzen. Bei den Protesten geht es auch um die Rolle der Monarchie und ein strenges Gesetz, das bis zu 15 Jahre Haft für Majestätsbeleidigung vorsieht.

Wegen strenger Maßnahmen und Einreisebeschränkungen ist Thailand von der Corona-Pandemie vergleichsweise wenig betroffen. Die Gefahr von Ansteckung bei Massenansammlungen ist aufgrund der sehr niedrigen Fallzahlen daher gering. In Bangkok gibt es mobile Teststationen auf offener Straße.

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