Proteste in Syrien:Wieder Schüsse auf Demonstranten

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"Wir werden nicht niederknien": Zehntausende Syrer haben nach dem Freitagsgebet gegen das Regime von Präsident Assad demonstriert. In einigen Städten sollen Sicherheitskräfte wieder auf Demonstranten geschossen haben.

Zehntausende Syrer haben am Freitag der Gewalt des Militärs getrotzt und in zahlreichen Städten gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad demonstriert. In Deir al-Zor, Idlib und Daraa eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer auf die Demonstranten, berichteten arabische Nachrichtensender.

Szene aus einem Youtube-Video: Syrische Demonstranten sollen an diesem Freitag eine große National-Flagge in Latakia entrollt haben. Überprüfen lässt sich die Quelle nicht. (Foto: dpa)

Große Kundgebungen gab es auch in Latakia und Homs. Die syrischen Demonstrationen im Anschluss an das Mittagsgebet standen unter dem Motto "Wir werden nicht niederknien!". Nach ersten Berichten von syrischen Aktivisten wurden am Freitag elf Menschen getötet, drei von ihnen in Homs und drei in den Vorstädten von Damaskus.

Die Sicherheitskräfte in Syrien nahmen indes den führenden Menschenrechtsaktivisten Abdel Karim Rihawi fest. Der Vorsitzende der Syrischen Liga zur Verteidigung der Menschenrechte wurde am Donnerstag in einem Innenstadt-Café von Damaskus festgenommen, berichteten syrische Aktivisten am Freitag in Beirut. Der 43-jährige Rihawi und seine Organisation stellen eine wichtige Informationsquelle für die ausländischen Medien dar. Diese werden vom Regime in Damaskus an einer Berichterstattung über die anhaltende, blutige Unterdrückung der Opposition im Land gehindert.

US-Außenministerin Hillary Clinton forderte eine stärkere internationale Positionierung gegen das brutales Vorgehen des syrischen Regimes. Dies gelte in erster Linie bei Sanktionen gegen die Erdöl- und Erdgasindustrie, sagte Clinton am Donnerstagabend in einem Interview des US-Senders CBS. Vor allem Indien und China hätten im syrischen Energiesektor viel investiert. "Und wir wollen sehen, dass Russland aufhört, Waffen an das Assad-Regime zu verkaufen", sagte Clinton.

Die Bundesregierung zieht Sanktionen gegen die syrische Öl- und Gasindustrie in Betracht. Man werde entsprechende Forderungen Clintons prüfen, kündigte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nach einem Treffen mit seinem ägyptischen Amtskollegen Mohammed Amr in Berlin an. Es gebe "viele Übereinstimmungen" mit den Vorstellungen Clintons.

Die Abberufung des deutschen Botschafters aus Damaskus lehnte Westerwelle aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt weiter ab. Er halte es für besser, derzeit die Gesprächskanäle offen zu halten. Dies liege auch im Interesse der Demonstranten.

Bei der blutigen Unterdrückung der Protestbewegung in Syrien sind nach Angaben von Aktivisten seit Mitte März mehr als 2000 Menschen ums Leben gekommen, darunter mehr als 1700 Zivilisten.

© sueddeutsche.de/dpa/tina - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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