Proteste in Rio, Brasília und Fortaleza:Brasilianer erwägen Generalstreik

Die Menschen sind wütend und sie protestieren weiter. In Brasilien gehen wieder Tausende Menschen gegen Korruption und Verschwendung auf die Straße. Die Demonstrationen sind kleiner als noch vor Tagen, doch jetzt ist ein Generalstreik im Gespräch.

In mehreren brasilianischen Städten haben sich am Sonntag erneut Demonstranten versammelt, um gegen Korruption und staatliche Verschwendung zu protestieren. In Fortaleza beteiligten sich rund 500 Demonstranten an einer Kundgebung am Rande des Spiels des Confederations Cup zwischen Nigeria und Spanien.

In Rio de Janeiro nahmen nach Polizeiangaben etwa 4000 Menschen an einer Demonstration teil, bei der es um Hindernisse im Kampf gegen die Korruption ging. In den sozialen Netzwerken im Internet wurde die Idee für einen Generalstreik am 1. Juli verbreitet, einen Tag nach dem Finale des Confederations Cup.

Zuvor waren am Sonntag bereits Hunderte Kinder für eine "bessere Zukunft" auf die Straße gegangen. In Rio de Janeiro sowie in der Hauptstadt Brasília hielten die kleinen Demonstranten Plakate hoch, auf denen sie ihre Forderungen kundtaten. Viele Kinder hatten sich in den Nationalfarben Gelb und Grün angemalt.

Protestbewegung weitet sich aus

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff ist es bislang nicht gelungen, der Protestbewegung Einhalt zu gebieten. Sie hatte am Freitagabend erstmals seit Beginn der Unruhen vor anderthalb Wochen Stellung bezogen. Sie rief ihre Landsleute zur Einheit auf, versprach mehr Anstrengungen gegen die Korruption sowie einen "großen Pakt" zur Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen. Bereits am Samstag gingen aber wieder Zehntausende Menschen auf die Straße. Die Protestbewegung hat sich inzwischen auch auf kleinere Städte ausgeweitet.

Die Kritik entzündet sich unter anderem an den Milliarden-Ausgaben für die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. Brasilien hat das Turnier zuletzt 1950 ausgerichtet - und als einzige Fußball-Nation bereits fünf Mal gewonnen. Zwei Drittel aller Brasilianer sind laut Umfragen damit einverstanden, die WM im kommenden Jahr auszurichten. Zugleich unterstützen aber drei Viertel aller Befragten die Forderungen der Demonstranten nach größerer sozialer Gerechtigkeit.

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