Proteste in Prag gegen Zeman:"Dieses Ei war für mich gedacht, nicht für Sie"

25th Anniversary of the Velvet Revolution

Sicherheitspersonal versucht Bundespräsident Joachim Gauck und den polnischen Präsidenten Bronisław Komorowski vor fliegenden Eiern und Tomaten zu schützen - im Fall Gauck ist das nicht ganz geglückt.

(Foto: dpa)
  • Tausende demonstrieren in Prag gegen den tschechischen Präsidenten Miloš Zeman. Dabei wird Bundespräsident Joachim Gauck von einem Ei getroffen..
  • Zeman hat mit Äußerungen über die Bedeutung des 17. Novembers die Tschechen erzürnt.

Ei verfehlt Ziel - und trifft Gauck

Tausende Menschen gingen zum 25. Jahrestag der Samtenen Revolution in Tschechien auf die Straße. In der Prager Innenstadt hielten sie rote Karten hoch, neben Eiern wurden auch Äpfel und Tomaten geworfen. Ihr Protest richtete sich gegen Präsident Miloš Zeman. Doch bei einer öffentlichen Zeremonie ging ein Wurfgeschoss daneben. Ein Ei traf Bundespräsident Joachim Gauck am Kopf. Zemans Sprecher Jiri Ovcacek sagte, das Ei habe Gauck an der Schläfe getroffen. Der Bundespräsident sei von dem Treffer erschüttert worden, habe das Programm aber wie geplant fortgesetzt.

"Entschuldigen Sie, Herr Präsident, dieses Ei war für mich gedacht, nicht für Sie", soll Zeman zu Gauck gesagt haben. Eine Sprecherin der deutschen Botschaft in Prag versicherte, nur "ein sehr kleiner Teil" des Eis habe Gauck getroffen.

Neben Gauck nahmen auch die Präsidenten Ungarns, Polens und der Slowakei an der Zeremonie zur Enthüllung einer Gedenktafel teil. Die Staatschefs waren am Sonntagabend bereits zu einer Gedenkfeier in der slowakischen Hauptstadt Bratislava gewesen.

Zeman setzt Bedeutung des 17. November herab

Die Kundgebung der Demonstranten erinnerte an das brutale Vorgehen der Polizei gegen einen Studentenprotest am 17. November 1989, der die Samtene Revolution auslöste, die letztlich den Sturz der kommunistischen Führung zur Folge hatte. Viele der Zeman-kritischen Demonstranten in Prag trugen Anstecker mit dem Bild des früheren Dissidenten Vaclav Havel, der nach dem Ende des Kommunismus zum ersten Präsidenten Tschechiens gewählt worden war.

Miloš Zeman hatte in der vergangenen Woche viele Tschechen mit der Bemerkung verärgert, die Demonstration sei nur eine "von vielen Protestmärschen" gewesen und die Polizei habe damals kein "Blutvergießen" verursacht.

Tschechischer Präsident fällt immer wieder durch Ausfälle auf

Der einstige Kommunist stößt zudem mit seiner rüden Ausdrucksweise bei seinen Landsleuten zunehmend auf Kritik. So bezeichnete der 70-Jährige kürzlich in einem Radiointerview die Mitglieder der Kreml-kritischen Punk-Rock-Band Pussy Riot als "Huren". Auch irritierte er in den vergangenen Monaten viele Tschechen mit seinem prorussischen Kurs. Während die EU und die Nato Moskau vorwerfen, im Osten der Ukraine die Strippen zu ziehen, bezeichnete Zeman den Konflikt wiederholt als "Bürgerkrieg zwischen zwei Gruppen ukrainischer Bürger". Außerdem sagte der Anfang 2013 gewählte Staatschef bei einem Besuch in Peking im Oktober, er wolle von China lernen, "wie man die Gesellschaft stabilisiert".

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