Proteste in Istanbul:Zweiter Toter nach Zusammenstößen mit der Polizei

Proteste Polizei Istanbul Tote

Die Polizei in Istanbul setzte Wasserwerfer und Tränengas ein.

(Foto: AP)

Als Reaktion auf den Todesfall eines Unbeteiligten kommt es in Istanbul erneut zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten. Auch dabei stirbt ein Mann. Er wurde durch eine Splittergranate schwer verletzt.

In der Türkei ist ein weiterer Mensch nach Zusammenstößen zwischen Polizei und Gegnern von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan gestorben. Wie der Gouverneur von Istanbul, Hüseyin Avni Mutlu, mitteilte, starb der bisher unidentifizierte Mann an Verletzungen durch eine Splittergranate, die er in der Nacht bei Protesten in der türkischen Metropole erlitten hatte. Es gebe auch mindestens acht verletzte Polizisten. Die Unruhen waren offenbar eine Reaktion auf einen Todesfall vom Vortag.

Danach hatte es in Istanbul die Nacht durch Proteste und Zusammenstöße mit der Polizei gegeben. "Ein weiterer unserer Bürger, der schwer verletzt wurde, hat sein Leben verloren", sagte Mutlu am Freitagvormittag vor Journalisten. Er sei "von einer Bombe verletzt worden". Damit seien nun zwei Menschen gestorben.

Am Donnerstagabend war bereits ein unbeteiligter Mann ums Leben gekommen, der bei einer Beerdigung in der Nähe einer Demonstration von einer Kugel in den Kopf getroffen worden war. Ugur Kurt sei trotz einer Notoperation den Schussverletzungen erlegen, die er am Donnerstagvormittag im Istanbuler Stadtbezirk Okmeydani erlitten habe, teilte das behandelnde Krankenhaus mit.

Der stellvertretende türkische Regierungschef Bülent Arınç hatte berichtet, der 30-Jährige sei von einer Kugel in den Kopf getroffen worden, als er an einer Beisetzung in Istanbul teilnahm. Arınç kündigte an, die von den Polizisten eingesetzten Schusswaffen sowie die angeblich bei Warnschüssen abgefeuerte Kugel sollten untersucht werden.

Zorn nach Grubenunglück

Übereinstimmenden Berichten zufolge hatte eine kleine Gruppe von Demonstranten im Stadtteil Okmeydani ihren Unmut über das Grubenunglück von Soma sowie den Tod eines jugendlichen Demonstranten bei den Gezi-Unruhen im vergangenen Jahr kundgetan, als die Polizei eingriff.

Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Polizisten hätten mit scharfer Munition in die Menschenmenge geschossen. Die Nachrichtenagentur Dogan veröffentlichte das Foto eines Mannes, der in einer Blutlache auf der Straße liegt.

In der Türkei gibt es seit dem Grubenunglück in Soma immer wieder Proteste gegen die Regierung. Bei einem Feuer in einer Kohlemine waren mehr als 300 Minenarbeiter ums Leben gekommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: