Proteste in Hongkong:Polizisten traktieren Demonstranten mit Fußtritten

Lesezeit: 2 Min.

Ken Tsang wird von Polizisten weggeführt, bevor er von mehreren Beamten getreten wurde - als er am Boden lag. (Foto: AFP)
  • Nach neuen Demonstrationen in Hongkong ist ein Video aufgetaucht, das zeigt, wie mehrere Beamte einen Mann am Boden mit Fußtritten traktieren. Das Video wurde von dem Fernsehsender TVB gezeigt.
  • Das Opfer soll Mitglied der oppositionellen, prodemokratischen Bürgerpartei sein. Er kam in ein Krankenhaus.
  • Nach Angaben des Sicherheitschefs sind die beteiligten Beamten inzwischen "vorübergehend vom Dienst suspendiert."
  • Sicherheitskräfte räumten nachts einen von Demonstranten besetzten Tunnel und nahmen 45 Menschen fest.

Beamte treten auf Mann am Boden ein

Nach dem gewaltsamen Einsatz der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten in Honkong in der Nacht zum Mittwoch gibt es nun massive Vorwürfe wegen der Brutalität der Polizei. Auslöser ist ein Video, das der Fernsehsender TVB gezeigt hat. Darin ist zu sehen, wie mehrere Polizisten einen Mann in eine dunkle Ecke tragen, ihn auf den Boden legen und immer wieder auf ihn eintreten. Einige Beamte stehen daneben und schauen zu. Nach ein paar Minuten wird das Opfer von den Polizisten weggeführt.

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Der Mann wurde später als Ken Tsang identifiziert, der Mitglied der oppositionellen, prodemokratischen Bürgerpartei ist. Die Occupy-Central-Bewegung und einige Abgeordnete veröffentlichten Fotos, auf denen zu sehen ist, dass Tsang mehrere Prellungen und Abschürfungen an Körper und Gesicht hat. Er wurde in einem Krankenhaus behandelt.

Reaktionen aus der Politik

Der Sicherheitschef Lai Tung-kwok berichtete, die beteiligten Beamten seien "vorübergehend vom Dienst suspendiert" worden. Nach einer Beschwerde wegen Polizeibrutalität wurde eine formelle Untersuchung eingeleitet. Die Polizei zeige sich "besorgt" über das Video mit den Beamten, "die verdächtigt werden, heute Morgen übermäßige Gewalt eingesetzt zu haben", hieß es.

Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt "Radio Television Hongkong" berichtete am Mittwoch, dass die Beamten auf andere Posten versetzt wurden.

45 Menschen festgenommen

Die Demonstrationen in der Nacht zum Mittwoch waren die bisher schwersten Auseinandersetzungen seit Beginn der Demos vor zwei Wochen. 45 Menschen wurden festgenommen. Unter den Festgenommenen sind 37 Männer und acht Frauen, wie die Polizei berichtete, zudem seien vier Beamte verletzt worden. Eine unbekannte Zahl von Demonstranten wurde verletzt. Die Polizei setzte Pfefferspray ein.

Mit Regenschirmen gegen Tränengas: Demonstranten und Sicherheitskräfte stehen sich in dem besetzten Tunnel gegenüber. (Foto: Reuters)

Die Aktivisten hatten in der Nacht zum Mittwoch überraschend den Tunnel der Lung Wo Straße nahe des Regierungssitzes besetzt. Hunderte Polizisten räumten den Tunnel und öffneten die Hauptverkehrsader wieder für den Verkehr.

Demonstranten handelten wohl autonom

Die Besetzung des Lung Wo-Tunnels geht nach Angaben von Studentenführern nicht auf die Studentenvereinigung oder die "Scholarism" genannte Gruppe der Oberschüler zurück, die als treibende Kräfte hinter den Protesten stehen. Vielmehr hätten einige Demonstranten offenbar auf eigene Faust gehandelt, zitierten lokale Medien einen Studentenführer. Es sei eine Reaktion auf die Räumung von Barrieren durch die Polizei am Dienstag und die Absage des ursprünglich geplanten Dialogs durch die Regierung gewesen.

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Harte Worte aus Peking

Die Zentralregierung in Peking gibt sich weiter hart. Die Proteste seien "zum Scheitern verurteilt", kommentierte das kommunistische Parteiorgan Volkszeitung und verteidigte das Vorgehen der Polizei in Hongkong. "Fakten und Geschichte lehren uns, dass radikale und illegale Aktionen, die ihren Weg nehmen konnten, nur in noch schwerwiegenderen gesetzwidrigen Handlungen enden, die Chaos und Unruhen verschärfen", schrieb das Parteiblatt. "Stabilität ist ein Segen, Aufruhr bringt Chaos."

Hintergrund der Proteste

Hunderte Demonstranten campierten in der Nacht wieder an den drei Hauptprotestorten in den Stadtvierteln Admiralty und Causeway Bay auf der Insel Hongkong sowie im belebten Geschäftsviertel Mong Kok auf der Halbinsel Kowloon.

Die Proteste in der früheren britischen Kronkolonie, die seit 1997 als autonom regierte Sonderverwaltungsregion zu China gehört, dauern bereits seit mehr als zwei Wochen an. Auslöser waren Beschlüsse Pekings, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Die Wahlreform geht vielen Hongkongern nicht weit genug.

© SZ.de/dpa/jasch/ahem - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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