Proteste in Hongkong:Polizei überrascht Demonstranten im Schlaf

  • Dritte Räumungsaktion innerhalb weniger Tage: Die Polizei in Hongkong hat einen der Hauptprotestorte der Demonstranten geräumt.
  • In den frühen Morgenstunden beseitigten die Beamten die Barrikaden in dem belebten Geschäftsviertel Mongkok.
  • Die Demonstranten leisteten keinen Widerstand. Bislang hatten sie das Lager energisch verteidigt.

Polizei drängt Demonstranten aus dem Geschäftsviertel

Seit drei Wochen dauern die prodemokratischen Proteste in Hongkong an. An diesem Freitagmorgen hat die Polizei überraschend einen der Hauptprotestorte der Demonstranten geräumt. Die Polizisten beseitigten in den frühen Morgenstunden die Barrikaden in dem belebten Geschäftsviertel in Mongkok auf der Halbinsel Kowloon und beendeten die Besetzung wichtiger Verkehrsstraßen. Innerhalb von einer Stunde war der Protestort geräumt, berichteten lokale Medien.

Viele Demonstranten hatten sich wohl vorher schon von dem Platz zurückgezogen. Einige blockierten allerdings weiterhin eine der beiden Fahrtrichtungen einer wichtigen Straße. Gegen fünf Uhr morgens Ortszeit überrumpelten die Polizisten die wenigen verbliebenen Demonstranten im Schlaf. Sie leisteten keinen Widerstand. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Hundertschaften der Polizei standen für den Notfall bereit.

Mit ihrem Protest in Mongkok, dem zweitgrößten Demonstrationsort der Bewegung, hatten sich die Aktivisten wegen der Straßenblockade immer mehr den Ärger der Anwohner und Geschäftsleute der Gegend zugezogen. Einige Bewohner des Viertels applaudierten, als die Polizisten am Morgen anrückten, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Demonstranten verharren an weiteren Protestorten

An den anderen beiden Protestorten in Admiralty und Causeway Bay auf der Insel Hongkong campierten in der Nacht weiter Hunderte. Die Räumung war die dritte morgendliche Polizeiaktion, um Absperrungen zu beseitigen und Straßen wieder für den Verkehr freizugeben. Den seit zwei Wochen besetzten Protestort in Mongkok hatten die Demonstranten bislang allerdings energisch verteidigt.

Gesprächsangebot von Hongkongs Regierungschef

Die jüngste Räumungsaktion könnte die Annäherung zwischen den Demonstranten und der Stadtverwaltung gefährden. Denn nur Stunden zuvor hatte Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying ein Gesprächsangebot an die pro-demokratischen Demonstranten ausgesprochen. Die Regierung wolle mit den Protestierenden über die Wahlen im Jahr 2017 diskutieren. Protestführer Alex Chow hatte das Angebot begrüßt. Allerdings hatte er kritisiert, dass Leung Vorbedingungen für die Diskussionen gesetzt hatte.

Der Regierungschef hatte sich zwar dialogbereit gezeigt, allerdings keine Zugeständnisse bei der zentralen Forderung der Demonstranten zur freien Nominierung der Kandidaten für die Wahl gemacht. Er argumentierte, nur die Zentralregierung in Peking habe die Macht, die Rahmenbedingungen für die Wahl festzulegen.

Das wollen die Demonstranten

Die Demonstranten fordern mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Peking will in der ehemaligen britischen Kronkolonie zwar 2017 erstmals direkte Wahlen zulassen, verweigert aber eine freie Nominierung der Kandidaten.

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