Proteste in Bangkok:Demonstranten drohen mit Sturm auf Yingluck-Büro

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Bangkok: Soldaten sichern den aktuellen Regierungssitz gegen Demonstranten. (Foto: dpa)

Angespannte Lage in Bangkok: Nach den blutigen Krawallen belagern Regierungsgegner das Gebäude, in dem Ministerpräsidentin Yingluck die Amtsgeschäfte führt. Die Opposition werde das Büro "stürmen und sie finden", kündigt der Protestanführer an.

Der Druck auf Regierungschefin Yingluck Shinawatra wächst: Am Tag nach den blutigen Krawallen in Bangkok belagern Demonstranten ein Gebäude des Verteidigungsministeriums, in dem Regierungschefin Yingluck Shinawatra seit ihrer Vertreibung aus dem Regierungspalast gearbeitet hat.

Ein Lastwagenkonvoi mit Hunderten Demonstranten fuhr am Mittwoch in Richtung eines Militärkomplexes in einem Vorort der Hauptstadt, in dem Yingluck in den vergangenen Wochen gearbeitet hatte. Hunderte Soldaten schützten die Eingänge hinter dickem Stacheldraht. Eine Regierungssprecherin erklärte, alle Regierungstreffen in dem Militärgebäude seien abgesagt.

Die Opposition werde das Büro "stürmen und sie finden", kündigte Protest-Führer Suthep Thaugsuban an. "Wir werden sie (Yingluck) fortjagen." Er verhandelte in dem Gebäude mit Militärvertretern.

Die Opposition fordert den Rücktritt der Ministerpräsidentin Yingluck und die Einsetzung eines nicht gewählten sogenannten Volksrats. Über den Inhalt der Gespräche verlautete zunächst nichts. Vor dem Handelsministerium demonstrierten unterdessen Bauern, weil sie seit Wochen vergeblich auf versprochene Zahlungen für ihre Reisernte warten.

Demonstranten erschossen

Am Dienstag war es zu blutigen Zusammenstößen gekommen, als Tausende Polizisten anrückten, um von den Demonstranten seit Wochen besetzte Kreuzungen zu räumen. Dabei kamen vier Demonstranten und ein Polizist ums Leben. Sie wurden nach Angaben des Sanitätsdienstes erschossen. Mindestens 63 Menschen wurden verletzt.

Die Demonstranten beteuerten, sie seien stets unbewaffnet. Die Polizei bestreitet das. Seit Beginn der Proteste im November wurden 15 Menschen getötet und mehr als 700 verletzt.

Die thailändische Antikorruptionsbehörde hatte Yingluck am Dienstag zudem wegen Pflichtverletzung im Zusammenhang mit Subventionen für Reisbauern mit einem Ermittlungsverfahren gedroht. Sollte Yingluck schuldig gesprochen werden, könnte sie ihres Amtes enthoben werden.

Die Proteste in Thailand hatten sich im vergangenen November an einem von der Regierung befürworteten Amnestiegesetz entzündet, das Yinglucks Bruder, dem früheren Regierungschef Thaksin Shinawatra, wohl eine Rückkehr aus dem Exil erlaubt hätte. Die Opposition sieht Yingluck als Marionette ihres Bruders, dem Korruption und Bestechung vorgeworfen werden. Der Shinawatra-Clan ist in weiten Teilen der Mittelschicht von Bangkok und im Süden Thailands verpönt, genießt aber gerade bei der verarmten Landbevölkerung im Norden großen Rückhalt.

© SZ.de/AFP/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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