Proteste in Ägypten:Polizei treibt Mursi-Anhänger mit Tränengas auseinander

Proteste in Ägypten: In Giza, südlich von Kairo setzt die Polizei Tränengas gegen Mursi-Anhänger ein.

In Giza, südlich von Kairo setzt die Polizei Tränengas gegen Mursi-Anhänger ein.

(Foto: AFP)

In Kairo versammeln sich wieder die Unterstützer des gestürzten Präsidenten Mursi. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge auseinanderzutreiben. Für die Nacht werden weitere Massenkundgebungen erwartet - die Räumung der Protestcamps steht im Raum.

Einen Monat nach der Entmachtung des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi ist es am Freitag in Kairo erneut zu Zusammenstößen zwischen dessen Anhängern und Sicherheitskräften gekommen. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die Menge auseinanderzutreiben, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte am Abend.

Während die Unterstützer Mursis weitere Protestmärsche ankündigten, bemühte sich die internationale Gemeinschaft um eine Entschärfung der explosiven Lage in Ägypten.

Die Anhänger Mursis versammelten sich in einem Kairoer Vorort, um gegen die aus ihrer Sicht einseitige Berichterstattung der Medien zu protestieren. Tatsächlich unterstützen die meisten Medien den Sturz Mursis durch das Militär am 3. Juli. Während Armeechef Abdel Fattah al-Sisi eine zivile Übergangsregierung einsetzte, wurde Mursi an einem unbekannten Ort unter Arrest gestellt.

Die Demonstranten hätten einen Komplex mit den Redaktionen mehrerer Medien angegriffen, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte am Abend. Die Partei für Gerechtigkeit und Freiheit der Muslimbrüder erklärte dagegen, ihre Anhänger seien bei friedlichen Protesten vor dem Gebäudekomplex mit Tränengasgranaten beschossen worden.

Die ägyptischen Behörden wollen den Zugang zu den Protestcamps der Mursi-Anhänger künftig blockieren. Die Aktion solle "innerhalb von 48 Stunden" beginnen, berichteten arabische Medien unter Berufung auf das staatliche ägyptische Fernsehen. Demnach können Menschen die beiden Lager in Kairo zwar verlassen, aber nicht mehr betreten. Dies sei eine Vorstufe zur geplanten Räumung der Protestcamps, hieß es.

In den Lagern vor einer Moschee im Osten von Kairo und bei der Universität Kairo harren Tausende von Mursi-Anhängern aus, die so lange bleiben wollen, bis der am 3. Juli vom Militär gestürzte Islamist wieder in sein Amt zurückkehrt. Die neue Übergangsregierung in Kairo lehnt das kategorische ab. Mitte der Woche hatte sie die Polizei dazu ermächtigt, die Dauerproteste aufzulösen. Ein Zeitrahmen war dafür nicht genannt worden.

Für Freitagnacht werden weitere Proteste erwartet

Die Anhänger Mursis riefen für Freitagnacht zu weiteren Protesten auf. Ziel seien vier Einrichtungen der Sicherheitskräfte, darunter zwei Hauptquartiere des Militärs. Zudem kündigten sie die Errichtung eines weiteren Protestlagers in der Hauptstadt Kairo an. Augenzeugen zufolge kam es dabei zu Zusammenstößen von Anwohnern und Mursi-Anhängern.

Einem Bericht der staatlichen Zeitung Al-Ahram zufolge stand die Polizei bereit, um die Plätze zu räumen. Die Regierung hoffe aber noch auf eine friedliche Lösung. Zuvor hatte eine Äußerung von US-Außenminister John Kerry den Konflikt weiter angeheizt. Die Armee sei auf Wunsch des Volkes eingeschritten und habe die "Demokratie wiederhergestellt", sagte Kerry. Der Sprecher der islamistischen Muslimbruderschaft, Gehad al-Haddad, warf Kerry die Legitimierung eines Militärputsches vor. "Würde Außenminister Kerry akzeptieren, dass Verteidigungsminister Hagel einschreitet und Obama absetzt, wenn es große Proteste in Amerika gibt?", fragte al-Haddad. "Wird dann die US-Armee die Verfassung aussetzen und den Kongress und den Senat auflösen? Können sie einen Präsidenten ihrer Wahl ernennen?"

Am Freitag rief Kerry erneut zu einer Rückkehr zur Normalität in Ägypten auf. Ziel müsse es sein, zusammen mit allen politischen Lagern eine friedliche Lösung zu finden. Die internationale Gemeinschaft setzte ihre Vermittlungsversuche unterdessen fort. Am Freitagabend wurde US-Vizeaußenminister William Burns zu einem überraschenden Besuch in Kairo erwartet. Zuvor waren bereits EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton, Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sowie der EU-Sonderbeauftragte für den südlichen Mittelmeerraum, Bernardino León, zu Gesprächen in die ägyptische Hauptstadt gereist.

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