Aufstand gegen Mullah-Regime:Ein Toter bei Protesten in Iran

Die Proteste greifen von der arabischen Welt auf Iran über. In Teheran stirbt ein unbeteiligter Passant durch eine Gewehrkugel. Während das Regime mit Härte auf die Demonstrationen reagiert, ermutigt US-Außenministerin Clinton die iranische Opposition.

Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Zehntausenden Demonstranten in Teheran ist einem Bericht zufolge ein Passant getötet worden. Der Mann sei von Demonstranten in den Kopf geschossen worden, meldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars, die den paramilitärischen Revolutionsgarden nahe steht. "Elemente des Aufruhrs" und "terroristische Söldnergruppen" hätten das Feuer auf Zivilisten eröffnet.

Aufstand gegen Mullah-Regime: Die grüne Revolution ist zurück auf Teherans Straßen: Auch in Iran wird gegen das Regime demonstriert.

Die grüne Revolution ist zurück auf Teherans Straßen: Auch in Iran wird gegen das Regime demonstriert.

(Foto: AP)

Augenzeugen berichteten, mindestens drei Demonstranten seien mit Schussverletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, Dutzende weitere seien verprügelt worden. Sicherheitskräfte setzten Augenzeugen zufolge Tränengas gegen die Menge auf dem Platz der Revolution ein. Die Opposition hatte zu der Protestveranstaltung in der iranischen Hauptstadt aufgerufen.

"Ein Iraner stirbt, aber er nimmt keine Demütigung hin"

Die Polizei ging teils auf Motorrädern gegen die Demonstranten vor, die ihrerseits Mülleimer anzündeten. "Ein Iraner stirbt, aber er nimmt keine Demütigung hin", rief die Menge. Andere skandierten "Tod dem Diktator". Wie die der Reformbewegung nahestehende Website kaleme.com berichtete, kam es in der zentraliranischen Stadt Isfahan und Schiras im Süden des Landes zu ähnlichen Kundgebungen.

Die Agentur Fars meldete, es sei zu Festnahmen gekommen. Die Regierung hatte die Demonstration verboten und mit Konsequenzen gedroht, sollte diese dennoch stattfinden.

US-Außenministerin Hillary Clinton rief Irans Regime zur Öffnung auf. Sie wünsche "der Opposition und den mutigen Menschen auf der Straßen überall im Iran dieselben Möglichkeiten", wie die Ägypter sie sich erkämpft hätten. "Wir denken, dass es ein Bekenntnis zur Öffnung des politischen System im Iran geben muss, um die Stimmen der Opposition und der Zivilgesellschaft zu hören."

Die Regierung in Teheran hingegen verschärfte ihr Vorgehen gegen die Opposition. Wenige Stunden vor der Kundgebung in Teheran wurden die Telefonleitungen von Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi gekappt und sein Haus abgeriegelt, wie kaleme.com berichtete. Offenbar wollten die Behörden Mussawi damit von der Teilnahme an der Kundgebung abhalten. Mussawi und ein weiterer Oppositionsführer, Mahdi Karrubi, stehen seit der vergangenen Woche unter Hausarrest, nachdem sie um Erlaubnis für eine friedliche Kundgebung am 14. Februar gebeten hatten.

Mehrere Oppositionspolitiker und Mitarbeiter Mussawis und Karrubis wurden in den vergangenen Tagen festgenommen. Das Vorgehen der Behörden ruft Erinnerungen an die Niederschlagung der Oppositionsproteste nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Sommer 2009 wach. Damals gingen die Sicherheitskräfte mit äußerster Härte gegen Demonstranten vor. Seit mehr als einem Jahr konnte die Opposition keine Kundgebung mehr abhalten.

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