Ein Plakat auf dem Tahrir-Platz zeigte unlängst einen Januskopf: Die rechte Gesichtshälfte gehörte dem im Februar gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak, die linke dem Chef des regierenden Militärrates, Mohammed Hussein Tantawi. Für die jungen Liberalen ist der Feldmarschall zur neuen Fratze ägyptischen Machtmissbrauchs geworden. Im Februar war er noch als Retter der Revolution bejubelt worden. So weit ist es gekommen.
Die ägyptische Generalität hat sich historische Verdienste erworben, als sie im Frühjahr den weltfremden Mubarak aus dem Amt gejagt und eine Eskalation verhindert hatte. Aber sie hat Kredit verspielt, ob aus politischer Unfähigkeit, Gier oder Machtstreben, ist gleichgültig. Sie hat Ägypten nicht befriedet.
In der Schlacht um den Tahrir-Platz findet nun die Konfrontation zwischen Armee und Revolutionären statt, die damals ausgeblieben ist. Nur ist der Einsatz eine Woche vor dem geplanten Wahlbeginn für ein neues Parlament schwindelerregend hoch, die Optionen für einen glücklichen Ausgang aber geschwunden. Duldet die Armee die Revolutionäre, ist dies der Beweis, dass der Staat sein Machtmonopol nicht durchsetzen kann. Wie soll das Land unter diesen Umständen jetzt wählen?
Fegt die Armee die Demonstranten hinweg in Kairo, in Alexandria, Suez und Assuan und wo sonst Menschen gegen den Militärrat marschieren, löst sie wahrscheinlich neue Proteste aus und verstärkt das Klima des Aufruhrs. Die Wahlen und ihre Bedeutung für die künftige Verfassung geben der Auseinandersetzung eine beispiellose Schärfe. Es geht nicht nur um Tantawi. Es geht um die Zukunft Ägyptens. Sie ist in diesen Tagen, bestenfalls, ungewiss.