Süddeutsche Zeitung

Proteste der Opposition:Tote bei Unruhen in Kirgisistan

Gewaltausbruch in Zentralasien: In Kirgisistan erhebt sich die Opposition, die Regierung lässt auf Demonstranten feuern. Entgegen früheren Berichten soll der Innenminister nicht unter den Toten sein.

Bei den Unruhen in Kirgisistan sind nach Regierungsangaben mindestens 180 Menschen verletzt worden. Berichte über Tote wollte die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Elena Bajalinowa, am Mittwoch nicht bestätigen. Ein Vertreter der Opposition hatte zuvor erklärt, bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in der Hauptstadt Bischkek seien 17 Menschen getötet worden. Die Polizei hatte das Feuer auf eine aufgebrachte Menge eröffnet, die den Sitz der Regierung angriff.

Zunächst wurde angenommen, dass auch der kirgisische Innenminister Moldomusa Kongatijew bei den Ausschreitungen in dem zentralasiatischen Land getötet wurde. Dies sei falsch, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch den Sprecher des Ministers. Mehrere Agenturen hatten zuvor berichtet, Kongatijew sei in der Stadt Talas auf dem Weg in ein Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen.

Die Opposition forderte den autoritären Präsidenten Kurmanbek Bakijew zum Rücktritt auf. Ziel sei ein Machtwechsel, sagte der Oppositionspolitiker Asimbek Beknasarow Medien in Bischkek zufolge.

Staatschef Bakijew verhängte in Bischkek sowie im Norden des Landes den Ausnahmezustand samt Ausgangssperre. Es gab zahlreiche brennende Autos und Gebäude. Mehrere Oppositionsführer sowie Dutzende Demonstranten wurden festgenommen.

Mehrere Regierungsmitglieder offenbar Geiseln

In Talas besetzte die Opposition den Gouverneurssitz. Auch in der Stadt Naryn protestierten Tausende Menschen gegen die Politik von Bakijew.

Die Menschen in dem Hochgebirgsland an der Grenze zu China leiden unter großer Armut. Unbestätigten Berichten zufolge nahmen die Demonstranten mehrere Regierungsmitglieder als Geiseln.

Der erste Kanal des Staatsfernsehens brach seine Übertragung ab. Viele Internetseiten waren nicht mehr erreichbar.

Der 60 Jahre alte Bakijew hatte sich im vergangenen Jahr wiederwählen lassen. Westliche Beobachter kritisierten die Abstimmung als gefälscht. Die Lage in dem Land hatte sich seither immer weiter zugespitzt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5488
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Reuters/dpa/odg/liv/gba
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.