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Proteste am Jahrestag von Charlottesville:Rechtsextreme bringen nur ein paar Dutzend Menschen auf die Straße

In Washington sind am Jahrestag von Charlottesville nur etwa 20 bis 30 weiße Nationalisten aufmarschiert. Die Polizei schirmte sie gegen Hunderte Gegendemonstranten ab.

Zum Jahrestag der Demonstrationen in Charlottesville haben weiße Nationalisten in Washington zu einer Demonstration unter dem Titel "Vereint die Rechte 2" aufgerufen.

Die Zusammenkunft in Washington wurde von dem Hauptorganisator des Marsches des vergangenen Jahres, Jason Kessler, angeführt. Er hat die Demonstration als eine "weiße Bürgerrechtsversammlung" angemeldet.

Die Extremisten wurden am Sonntagnachmittag von Polizisten von einer U-Bahn-Station zum Ort der Demonstration vor dem Weißen Haus eskortiert. Der Sender Fox News sprach von nur einigen Dutzend Rechten. Die Veranstalter hatten mit etwa 400 gerechnet.

Hunderte Gegendemonstranten marschierten auf den Gehsteigen neben der Gruppe. Viele davon verspotteten die Nationalisten, als diese ihren Gang zum Lafayette Park vor dem Regierungssitz von US-Präsident Donald Trump fortsetzten.

Polizisten trennten die beiden Gruppen mit Metallabsperrungen und Menschenketten voneinander.

Einige der Gegendemonstranten trugen schwarze Kleidung, Gesichtsmasken und Helme. Aus Sorge vor Ausschreitungen zwischen den gegnerischen Gruppen waren zahlreiche Straßen für den Verkehr gesperrt. Das Weiße Haus war hermetisch abgeriegelt.

Andere skandierten "Geht nach Hause, Nazis" und "Schande, Schande, Schande", wie ein dpa-Reporter berichtete.

Auf Transparenten waren Claims wie "Stoppt rassistische Angriffe" und "Leistet Widerstand gegen die Rechten" zu lesen.

Einige der Demonstranten erinnerten an Heather Heyer. Die damals 32-Jährige war gestorben, als bei der ersten Demonstration unter dem Motto "Vereint die Rechte" am 12. August 2017 in Charlottesville ein Rechtsextremist sein Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten steuerte. Viele weitere Menschen waren verletzt worden.

US-Präsident Donald Trump war nach den Zusammenstößen vor einem Jahr schwer dafür kritisiert worden, die rechtsextreme Gewalt nicht eindeutig verurteilt zu haben. "Ich denke, dass die Schuld auf beiden Seiten liegt", hatte er damals gesagt. Es habe auf beiden Seiten auch "sehr gute Menschen" gegeben. Vor dem Jahrestag hatte er am Samstag auf Twitter mitgeteilt, er verurteile "alle Formen von Rassismus und Gewalttaten".

Präsidententochter Ivanka Trump bezog am Samstagabend klar gegen Rassismus Stellung. Für "weiße Vorherrschaft, Rassismus und Neonazismus" sei in den USA "kein Platz", schrieb sie auf Twitter.

Abgesehen von kleineren Rangeleien verliefen Demonstration und Gegendemonstration friedlich.

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