Jonathan: Anfang Oktober haben wir an unserer Hochschule, der St. Louis University (SLU), eine Demo organisiert, bei der 3000 Leute dabei waren. Anschließend haben wir bei "Occupy SLU" sechs Tage lang auf dem Gelände gecampt. Danach hat uns die Universitätsleitung schriftlich zugesichert, mehr Stipendien für schwarze Studenten aufzulegen und den Bereich African American Studies zu fördern. Später haben wir mit einem "Die-in" den Verkehr in einer Geschäftsstraße in St. Louis blockiert: Wir lagen viereinhalb Minuten auf dem Asphalt, um an die viereinhalb Stunden zu erinnern, die Mike Brown in seinem Blut lag.
Diese Die-ins finden seit Wochen in ganz Amerika statt.
Alisha: Ja, das ist sehr populär, weil es ein starkes Bild ist. Zuletzt haben wir eine große Aktion am Black Friday organisiert, also am Tag nach Thanksgiving, wo alle Amerikaner nur ans Shoppen denken. Wir waren mit 250 Leuten in einem Einkaufszentrum in St. Louis. Unser Ziel war es, den Black Friday lahmzulegen, damit die Geschäfte kein Geld verdienen, wenn uns das Rechtssystem ungerecht behandelt, wenn unsere Leute getötet werden. Wir haben Weihnachtslieder gesungen, sind marschiert und haben Die-ins abgehalten. Nach zwei Stunden wurde die Mall geschlossen. Wir waren die erste Organisation, die es geschafft hat, ein Einkaufszentrum lahmzulegen. Niemand wurde verhaftet, nichts wurde gestohlen, alles war total friedlich.
Welche Rolle spielt Social Media für euch?
Jonathan: Twitter und Facebook sind sehr wichtig, um uns gegenseitig über Aktionen zu informieren. Manche von uns haben 50 000 Follower bei Twitter, wenn die etwas verbreiten, dann kommen Hunderte Demonstranten. Bei den Protesten machen viele Aktivisten Kurzvideos für Vine und Instagram, so dass wir unsere Botschaft ohne Hilfe von TV-Sendern und Zeitungen verbreiten können. Auch die Journalisten informieren sich über die Proteste, indem sie uns bei Twitter folgen.
Wie soll es weitergehen mit Tribe X?
Alisha: Wir hatten einige erfolgreiche Aktionen, die wir ausführlich geplant hatten. Wir beteiligen uns lieber an wenigen Events, die dafür viel Aufmerksamkeit erzielen. Wir wollen uns aber künftig stärker am Gesetzgebungsprozess beteiligen und den Kontakt zu Abgeordneten suchen, um Veränderungen zu erzielen. Aber wir machen 2015 weiter. Aufgeben ist keine Option, denn die Leben von Afroamerikanern müssen besser geschützt werden.