Die kasachische Regierung kämpft seit Tagen gegen heftige Unruhen im Westen des Landes. Präsident Nursultan Nasarbajew verhängte am Samstag für die Stadt Schanaosen einen Ausnahmezustand, der bis zum 5. Januar gelten soll. Bei Zusammenstößen zwischen erbosten Ölarbeitern und der Polizei waren am Freitag nach offiziellen Angaben elf Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Kasachische Menschenrechtler sprachen von 70 Toten und mehr als 500 Verletzten.
In der nahe gelegenen Ortschaft Schepti hielten Bewohner am Samstagabend zwei Züge an und forderten die Passagiere auf, sich den Protesten in Schanaosen anzuschließen. Anschließend hätten sie die Lokomotive angezündet, hieß es in Medienberichten. Die Sicherheitsbehörden seien gegen Dutzende Demonstranten vorgegangen. Ein Mensch wurde nach Meldungen der russischen Nachrichtenagentur Interfax getötet, mehrere weitere verletzt. Gespannt sei die Lage auch in der Großstadt Aktau.
Der russische Internetdienst newsru.com berichtete am Sonntag, dass in Schanaosen zwei russische Journalisten kurzzeitig festgenommen worden seien. Dort hatten am Freitag die Unruhen begonnen, wobei es unterschiedliche Angaben über den Verlauf gab. Augenzeugen berichteten, dass Sondereinheiten der kasachischen Polizei rücksichtslos auf Demonstranten geschossen hätten. Die Behörden erklärten, dass protestierende Ölarbeiter am Tag der Unabhängigkeit eine Festbühne gestürmt, Schaufenster zerschlagen und Autos in Brand gesteckt hätten. Hintergrund der Unruhen ist offenbar die Unzufriedenheit von Arbeitern der kasachischen Ölindustrie über zu geringen oder ausbleibenden Lohn.
Kritik wegen Menschenrechtsverstößen
Das am Kaspischen Meer gelegene Kasachstan ist das reichste aller zentralasiatischen Länder. Es verfügt über große Mengen an Öl, weshalb es auch für europäische Staaten strategische Bedeutung hat. Im vergangenen Jahr hatte Kasachstan mit Unterstützung des Westens sogar den Vorsitz in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) inne, obwohl es wegen Menschenrechtsverstößen vom Westen zugleich kritisiert wird. Seit zwei Jahrzehnten herrscht Präsident Nasarbajew mit großer Strenge über das Land. Trotz des immensen Energiereichtums klagen Kasachen immer wieder darüber, dass die Bevölkerung zu wenig von dem staatlichen Wohlstand profitiere.
EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich besorgt über die Lage im Westen Kasachstans. Sie forderte eine genaue Untersuchung der Zwischenfälle. Ashton brachte vor allem die Hoffnung zum Ausdruck, dass das Problem der Arbeiter friedlich gelöst werde.