Protest gegen Bahnprojekt Stuttgart 21:"Bei Abriss Aufstand"

Hausbesetzung, Sitzstreik, Randale - Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 haben Teile des Stuttgarter Bahnhofs besetzt, um gegen den Abriss des Nordflügels und Umbaupläne zu protestieren.

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Mehrere hundert Gegner des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 haben am Montagabend den Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs in Beschlag genommen. Das Areal ist eigentlich bereits für den Abriss geräumt - der Bahnhof soll vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof umgestaltet, unter die Erde verlegt und mit dem Flughafen verbunden werden.

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Etwa 50 Demonstranten drangen in das leerstehende Gebäude ein. Einige Aktivisten des unerlaubten Protests öffneten die Fenster in oberen Stockwerken, die übrigen Demonstranten stiegen dann mit Hilfe von Leitern ein. Zuvor hatten einige der Umbau-Gegner auf dem Bahnhofsturm ein Ablenkungsmanöver organisiert, um die Polizei zu täuschen.

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Weitere Demonstranten versammelten sich unter anderem in der Eingangshalle, am Gleis eins im Nordflügel sowie vor dem Gebäudetrakt. Sie skandierten "Oben bleiben" als Protest gegen den geplanten unterirdischen Bahnhof, der nach jüngsten Berechnungen 4,09 Milliarden Euro kosten soll.

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Der Abriss des nördlichen Seitenflügels des Hauptbahnhofs ist für August vorgesehen. Auch der Südflügel soll weichen. Dabei wird über das Bauvorhaben noch vor Gericht gestritten. Das Stuttgarter Landgericht hatte Mitte Mai eine Klage des Stuttgarter Architekten Peter Dübbers zurückgewiesen, mit der er den Abriss der beiden Seitenflügel sowie der Freitreppe in der Schalterhalle des Gebäudes verhindern wollte. Dübbers ist der Enkel des Bahnhoferbauers Paul Bonatz (1877-1956).

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In der zweiten Instanz des Rechtsstreits soll jedoch erst am 6. Oktober vor dem Oberlandesgericht Stuttgart entschieden werden. Die Gegner des Umbaus sind nun sauer, weil die Entscheidung den Prozessbeteiligten zufolge keine aufschiebende Wirkung auf den Abriss im August hat.

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Die Aktion der Demonstranten am Bahnhof war laut Angaben der Polizei dementsprechend hitzig. "Bei Abriss: Aufstand", kündigten die Gegner an. Und sie machten ihre Drohung wahr. Die Einsatzkräfte beklagten "eine zunehmend aggressive Stimmung, die sich zum Teil auch gegen die Einsatzkräfte" gerichtet habe.

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Ein Beamter soll einen Fußtritt erhalten haben, eine Kollegin soll bespuckt worden sein. Insgesamt rückte die Polizei mit 200 Einsatzkräften an - und musste sich von einem Bahnbeauftragten kritisieren lassen, dass es nicht gelungen sei, die Besetzung zu verhindern.

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Aus den Fenstern warfen die Besetzer Luftballons und Konfetti, auf Plakaten erklärten sie, Stuttgart 21 "entern" zu wollen. Gegen 23 Uhr begann die Polizei, das Gebäude und den Vorplatz zu räumen und die Plakate zu entfernen. Ein Polizeisprecher erklärte, dass dies "kein bürgerlicher Protest" gewesen sei und es Probleme beim Räumen gab.

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Die meisten Besucher versuchten einen Sitzstreik und mussten vom Bahnhofsgelände getragen werden. Die Polizei nahm viele von ihnen vorübergehend in Gewahrsam, um ihre Personalien aufzunehmen - sie müssen nun mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch rechnen.

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Einzelne Jugendliche warfen Bierbüchsen gegen Polizeiautos. Mindestens drei Demonstranten steht deshalb sogar eine Anzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ins Haus. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart prüft, ob die Randalierer dem Haftrichter vorgeführt werden.

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Die Demonstranten erhoffen sich von der Aktion, dass der Abriss des Nordflügels im letzten Moment doch noch gestoppt wird. Sie erwarten, dass sich das Bahnhofsprojekt zusammen mit den Kosten für die geplante Schnellbahnstrecke Wendlingen-Ulm und für die Verbindung Stuttgart-Ulm derart verteuert, dass der Bund die Planungen für Stuttgart 21 wieder aufgibt - ein Abriss im August wäre somit sinnlos und ein "irreperabler Schaden". Bahnchef Rüdiger Grube kündigte an, dass er neue Kostenschätzungen in den nächsten Tagen veröffentlichen werde.

© sueddeutsche.de/Florian Fuchs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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