Prominenter Waffenkritiker:Piers Morgan darf bleiben - und streitet weiter

Das Weiße Haus spricht ein Machtwort: Der britische CNN-Moderator Piers Morgan wird nicht abgeschoben, wie es 109.000 Unterzeichner einer Petition fordern. Morgan trifft derweil in seiner Sendung erneut auf den Waffenlobbyisten, den er als "unglaublich dummen Menschen" bezeichnet hatte.

Piers Morgan: "Warum sind Sie noch mal in meine Show gekommen?"

Larry Pratt: "Ich wollte Ihnen dabei helfen, mehr Zeitungen zu verkaufen."

Morgan: "Mehr Zeitungen? Wir sind ein Fernsehkanal - Sie wissen das!?" *

Freunde begrüßen sich anders, doch das werden der britische TV-Journalist Piers Morgan und der Chef der Organisation Gun Owners of America, Larry Pratt, in diesem Leben ohnehin nicht mehr.

Morgan hatte Pratt am Mittwoch erneut in seine Talkshow eingeladen, nachdem der Moderator den Waffenlobbyisten kurz nach dem Amoklauf an der Sandy-Hook-Grundschule als "unglaublich dummen Menschen" bezeichnet hatte.

Das zweite Aufeinandertreffen lief zwar zivilisierter, aber argumentativ nicht weniger hart ab (siehe Video). Mit Statistiken und Zitaten versuchte Morgan, sein Gegenüber mit den Folgen der laxen Waffengesetzgebung zu konfrontieren. Der wiederum lobte Schuss- und Kriegswaffen als Selbstverteidigungsmöglichkeit im Fall von Amokläufen und sozialen Unruhen.

Am Ende noch einmal kleine Giftigkeiten: Die Zuschauer würden sich schon selbst ein Bild von der Glaubwürdigkeit des Waffenlobbyisten machen, so Morgan sichtlich genervt von Pratt, der dem Moderator seinerseits zum Abschied ein "Ihre Statistiken sind Quatsch" mit auf den Weg gab.

Mit seiner kritischen Haltung dürfte sich der Brite Morgan keine Freunde bei amerikanischen Waffenfans gemacht haben, eine Abschiebung aber muss er nicht fürchten. Das stand ohnehin außer Frage, doch das Weiße Haus hat sich nun trotzdem zu der Ausweisungs-Petition, die 109.000 Menschen unterschrieben hatten, geäußert.

In nüchternen Worten lehnte Obama-Sprecher Jay Carney das Ansinnen der Unterzeichner ab. In einer Stellungnahme heißt es:

"Americans may disagree on matters of public policy and express those disagreements vigorously, but no one should be punished by the government simply because he or she expressed a view on the Second Amendment - or any other matter of public concern."

Freie Meinungsäußerung und das Recht auf Waffenbesitz sollen also nicht gegeneinander ausgespielt werden. Das letzte Wort? Natürlich nicht: Ein Autor des konservativen Washingtoner Blogs The Daily Caller hält die Argumentation schlicht für "falsch". Das Recht auf freie Meinungsäußerung schütze Ausländer nicht davor, deportiert werden zu können.

Er beruft sich dabei auf James Taranto vom Wall Street Journal, der diese Auffassung in einem Tweet mit einem Urteil des Supreme Courts aus dem Jahr 1972 begründet hatte. Die Richter hatten damals dem US-Generalstaatsanwalt erlaubt, einem marxistischen belgischen Journalisten aus Gesinnungsgründen die Einreise zu verweigern.

Und Verschwörungstheoretiker Alex Jones, der die Petition iniitiert hatte und am Montag in Morgans Sendung wie ein Wrestler aufgetreten war? Der beschäftigt sich mit den Ideen des Weißen Hauses, den Verkauf von Schusswaffen strenger zu reglementieren. Obama, so twitterte er, "tritt damit in die Fußstapfen von Hitler und Stalin".

* Unser Leser "Hermes8" weist darauf hin, dass Pratts Äußerung eine Anspielung auf einen Skandal aus dem Jahr 2004 ist. Damals war Morgan als Chefredakteur des Daily Mirror gefeuert worden, nachdem er falsche Bilder aus dem Irak-Krieg veröffentlichen ließ - um die Auflage zu steigern.

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