Profil:Yao Ming

Yao Ming, a delegate and a former NBA player arrives near the Great Hall of the People before the opening session of the Chinese People's Political Consultative Conference (CPPCC) in Beijing

Chinesische Basketball-Ikone mit politischem Ehrgeiz: Yao Ming.

(Foto: Thomas Peter/Reuters)

Chinesische Basketball-Ikone mit politischem Ehrgeiz und klarem Auftrag.

Von Kai Strittmatter

Yao Ming ist einer von 1,3 Milliarden Chinesen, aber er war schon immer einer, der über die Masse hinausragte. Und das beileibe nicht nur wegen der 2,29 Meter, die er misst. Als Yao Ming auf die Welt kam, am 12. September 1980 in Shanghai, soll er elf Pfund gewogen haben, doppelt so viel wie ein durchschnittliches chinesisches Baby zu jener Zeit.

Vater und Mutter waren Basketballer, Yao Ming selbst zeigte in dem Sport so viel Talent, dass ihn Amerikas Basketball-Liga NBA im Jahr 2002 als ersten Ausländer überhaupt auf Platz eins ihrer Rekrutierungsliste setzte. Die Houston Rockets kauften ihn.

Yao war nicht der erste Chinese in der NBA, aber er war der erste, der sie im Sturm nahm. Acht Mal spielte er im NBA All-Star-Team, im vergangenen Jahr wurde er in die Basketball Hall of Fame aufgenommen, zusammen mit Shaquille O'Neal, mit dem er sich einige denkwürdige Gefechte geliefert hatte. Das Time-Magazin verglich sein Ballgefühl damals mit einer "Berührung durch eine Feder", Fans riefen die "Ming-Dynastie" aus. Yao wurde bald von Verletzungsproblemen geplagt, aber als er im Jahr 2011 seinen Rücktritt vom aktiven Sport erklärte, da hatte er, der in den USA stets höflich auftrat und Chinaklischees mit trockenem Humor konterte, 1,3 Milliarden Chinesen ein Gesicht gegeben. Und den Landsleuten zu Hause Grund zu unbändigem Stolz.

Yao Ming ist jetzt 37 Jahre alt, aber es scheint, als wolle er jetzt erst richtig durchstarten. 2009 schon hatte er seinen alten Verein gekauft, die Shanghai Sharks, und damit vor dem Bankrott gerettet. Bei den gerade laufenden Parlamentssitzungen in Peking ist er einer jener Promis, welche die Partei zu ihrem Schmuck in den beratenden Kongress berufen hat, eine eher fade Angelegenheit. Aber Yao Ming ist keiner jener Pappkameraden, die sich nach dem Ausstieg aus dem Sport den Rest ihres Lebens als Societygirlande herumreichen lassen. Das vergangene Jahrzehnt schon hat er als Streiter gegen Elfenbein- und Haifischflossenkonsum seinen Landsgenossen in Sachen Tierschutz ins Gewissen geredet. Nun hat Yao noch einmal eine Revolution vor: Er will Chinas Basketballvereinigung CBA gründlich umkrempeln.

Die hat das dringend nötig: Korruption, Schiebung und politische Einmischung haben Chinas Basketball zu einer traurigen Angelegenheit gemacht. Jetzt soll es einen Neuanfang geben, mehr Unabhängigkeit von der Politik, und einen neuen Präsidenten: Yao Ming. Der jüngste, den die CBA je hatte. Der erste, der nicht aus dem Regierungsapparat kommt. Die Rezepte, die er Chinas marodem Basketball verschreiben will, sind aus der NBA inspiriert: mehr finanzielle Unabhängigkeit, mehr Markt, mehr Kommerz. Ein Kommentator der Nachrichtenagentur Xinhua bemängelte im Januar Yao Mings nur "flüchtige Erfahrung" im Apparat. Kann man auch als Vorzug sehen angesichts des Sumpfes der letzten Jahre.

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