Profil:Ted Cruz

Ted Cruz confirms that he is running for the US presidency in 201

Ted Cruz: Rechter Politprediger und Kandidat für das Weiße Haus.

(Foto: Jim Lo Scalzo/dpa)

Rechter Politprediger und republikanischer Kandidat für das Weiße Haus.

Von Nicolas Richter

Ted Cruz macht die immer gleichen Sprüche, aber die macht er ziemlich gut. "Ich war vergangene Woche in Washington", sagt er bei Auftritten in der Provinz. Er hält inne, bis er erste Buh-Rufe vernimmt. Dann sagt er: "Schön, wieder in Amerika zu sein." Gelächter, Applaus. "Der tiefste Graben liegt nicht zwischen Republikanern und Demokraten", sagt er, "sondern zwischen Washington und dem Volk."

Am Montag hat sich Cruz - als Erster - um die Nominierung der republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl 2016 beworben. Genau genommen führt Cruz seit zwei Jahren Wahlkampf, seit er Senator ist in der Stadt, die er so verachtet. Er hat wenig Konstruktives vollbracht, abgesehen von emsigen Aufbauarbeiten an der Marke Cruz. Höhepunkt war eine 21-stündige Rede im Senat gegen die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama.

Wie alle Menschen, die sich rücksichtslos profilieren, geht Cruz jenen, die ihn umgeben, schwer auf die Nerven. Im Haushaltsstreit 2013 zettelte er im Kongress einen Aufstand der Rechten an, der die USA an den Rand der Pleite führte. Sein Parteifreund John McCain, selbst ein altgedienter Selbstdarsteller, nannte Cruz einen "schrägen Vogel", gar "verrückt".

Cruz, 44, ist der Sohn eines Flüchtlings aus Kuba und einer Amerikanerin. Er wurde in Kanada geboren, seine Heimat aber ist Texas. Er ist ein begnadeter Jurist und Redner, meist spricht er frei und im Stil eines Predigers, mal mild, mal aufbrausend. Über die "historische Schlacht" gegen Obamas Gesundheitsreform redet der fromme Cruz, als habe Gott selbst ihn für diesen Kampf auserwählt. Seine erste Wahlkampfrede hielt er an einer Universität, die von einem christlichen Fundamentalisten gegründet wurde. Cruz umwirbt damit nicht nur die Tea Party, die den Staat zurechtstutzen will, sondern auch Religiöse und Wertekonservative. Ihnen verspricht er Fundamentalopposition gegen die Homo-Ehe und illegale Einwanderer.

Als Präsident, sagt er, würde er die Steuerbehörde IRS abschaffen und deren Beamte zum Wachdienst an die Grenze zu Mexiko schicken. Auch im Ausland setzt er auf Härte, verlangt Waffen für die Ukraine, neue Sanktionen gegen Iran. Im Mittelpunkt steht aber nur ein Gebot: Kompromisse sind abzulehnen, denn nichts ist so verwerflich wie das Geben und Nehmen in der korrupten Hauptstadt. "Wir müssen Washington die Macht wegnehmen und sie dem Volk zurückgeben", sagt er. Allerdings beweist seine Kandidatur, dass die verhasste Macht wohl gar nicht so übel wäre, wenn Cruz selbst sie hätte.

Cruz ist, realistisch gesehen, chancenlos: Dem breiten Publikum ist er zu extrem, und die einflussreichen Republikaner, deren Hilfe er jetzt bräuchte, verachten ihn. Er gibt sich freilich unbeirrt: In der Vorwahl, spottet Cruz, verkaufen sich nun alle Republikaner als die konservativsten. Dabei habe immer nur er gekämpft. "An ihren Früchten", zitiert er die Bibel, "werdet ihr sie erkennen."

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