Profil:Sheikha Latifa

Latifa bint Mohammed Al Maktoum

In einem Video erhebt Prinzessin Latifa schwere Vorwürfe gegen ihren Vater, den Emir von Dubai.

(Foto: AP)

Geflüchtete Prinzessin aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Von Dunja Ramadan

Die Geschichte hat alles, was ein nahöstlicher Thriller haben muss: eine Prinzessin, eingesperrt in einem pompösen Palast, ein mächtiger Vater und schließlich eine waghalsige Flucht aus dem sprichwörtlichen goldenen Käfig. Doch diese Geschichte entstammt nicht etwa einem orientalischen Märchenbuch, sondern soll sich gerade in den Vereinigten Arabischen Emiraten zugetragen haben. Allerdings ist die Realität auch nicht so stringent, wie ein Märchen es wäre, denn zwielichtige Nebendarsteller und politische Verstrickungen machen die Sache kompliziert.

Die Prinzessin, um die es geht, ist die 32-jährige Sheikha Latifa, die Tochter des Emirs von Dubai, Mohammad bin Raschid al-Maktoum und seiner algerischstämmigen Frau Huriyah Ahmed Alimarah. Latifa ist eines von mehreren Dutzend Kindern des Premiers der Vereinigten Arabischen Emirate, der mehrere Ehefrauen hat. In einem 40-minütigen Video erhebt Latifa nun schwere Vorwürfe gegen ihren Vater. Sie beschreibt ihr Leben als Tochter eines der mächtigsten Männer der Welt als Qual: Sie durfte nicht reisen, studieren oder ein Handy besitzen.

Ihr erster Fluchtversuch mit 16 Jahren scheiterte. Sie soll daraufhin verhaftet, geschlagen und mit Drogen ruhiggestellt worden sein, wie sie im Video erzählt. Erst nach drei Jahren Haft sei sie freigekommen. 16 Jahre später wagt sie nun den zweiten Fluchtversuch - doch zuvor nehme sie dieses Video auf, um im Fall einer misslungenen Flucht auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen. "Wenn ihr das Video seht, bedeutet das nichts Gutes für mich", sagt sie.

Das Video kursiert mittlerweile im Internet. Latifa hat die Flucht gewagt - und ist offenbar gescheitert. Sie soll mit einem Jetski nach Oman übergesetzt sein, von dort weiter ins indische Goa - doch die Yacht wurde auf offenem Meer gestoppt. Das erzählen zumindest die Personen, die am 4. März mit Sheikha Latifa an Bord der Nostromo gewesen sein sollen. Unter ihnen ist ein ehemaliger französischer Spion namens Hervé Jaubert, der wegen der Unterschlagung von mehreren Millionen Dollar im Jahr 2009 in den Emiraten angeklagt worden war und damals auf einer spektakulären Flucht entkam: Er habe seinen Tauchanzug unter einer Vollverschleierung versteckt, um das Land praktisch unter Wasser zu verlassen. 2010 schrieb er ein Buch über seine bizarre, aber geglückte Flucht. Daraufhin soll Latifa ihn kontaktiert und um Hilfe gebeten haben. Der angebliche Fluchthelfer behauptet nun, Latifa sei von der emiratischen und der indischen Marine gestoppt und zurück nach Dubai gebracht worden. Ihr Plan, in die USA zu fliehen, um politisches Asyl zu beantragen, sei damit gescheitert.

Doch ist der Thriller damit nicht zu Ende, er hat womöglich auch eine politische Seite: Denn Latifas Flucht findet vor dem Hintergrund eines Medienkriegs zwischen Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Zusammen mit Saudi-Arabien brachen die Emirate im vergangenen Juni die diplomatischen Beziehungen zu Katar ab. Seitdem werden von beiden Seiten Falschmeldungen über die Nachbarn verbreitet. Millionen Dollar sollen für PR-Kampagnen und Lobbyisten ausgegeben worden sein. Und so vermuten regierungsnahe Kreise in Dubai nun, dass Katar Interesse daran habe, die Geschichte der Prinzessin zu kolportieren, um dem Ruf des Touristenmagneten zu schaden.

"Detained in Dubai", eine Anwaltskanzlei mit Sitz in London, die mitunter für eine NGO gehalten wird, veröffentlichte das Video von Latifa und fordert in einer Social-Media-Kampagne ihre Freilassung. "Detained in Dubai" steht den Emiraten seit Jahren kritisch gegenüber. Doch auch internationale Hilfsorganisationen klagen über massive Menschenrechtsverletzungen in dem Land, das gegen Kritiker der absolut herrschenden Monarchen rigoros vorgeht. Regierungsnahe Kreise ließen inzwischen verlauten, Latifa sei zurück in Dubai.

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