Profil:Ronald dela Rosa

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(Foto: AP)

Der Senator ist Vollstrecker des philippinischen Präsidenten.

Von Arne Perras

Was wäre die philippinische Politik ohne ihre Clowns. Wer dort keine Witze reißen kann, tut sich schwer, die Gunst des Volkes zu erobern. Allerdings kommt es auch mal vor, dass so ein Späßchen kräftig daneben geht. In solchen Momenten muss sich der Möchtegernwitzbold dann als reuiger Sünder präsentieren, will er es sich nicht ganz verscherzen. So wie es gerade der glatzköpfige Senator Ronald dela Rosa in Manila getan hat.

Angefangen hatte alles mit einer sogenannten Hybrid-Sitzung des philippinischen Senats: In Zeiten von Corona war es den Abgeordneten freigestellt, im Senatsgebäude zu erscheinen oder sich von zu Hause per Zoom zuschalten zu lassen, wie es auch Senator Dela Rosa machte. Er fand das Verfahren so großartig, dass er begeistert ausrief: "Das Leben ist gut, das Leben ist gut!" Und: "Ich wünschte mir, dass es so weitergeht!"

Gutes Leben? In Zeiten von Lockdown und Corona? In den Elendsvierteln Manilas mussten solche Sätze wie Hohn klingen. Dort kämpften Millionen wochenlang um das Nötigste zum Überleben. Auch wenn sie nun wieder auf die Straßen dürfen, hat sich ihre Lage kaum verbessert, viele haben keine Arbeit mehr.

Dem Senator war das Elend offenbar im Moment höchsten Glücks entfallen. Aber der Shitstorm ließ nicht auf sich warten. Außerdem ordnete der Senatspräsident an, dass Dela Rosa - quasi als Buße - zur nächsten Sitzung physisch zu erscheinen habe. Der 58-Jährige befolgte die Anweisung artig, er kleidete sich in Anzug und Krawatte, er gab den seriösen Staatsmann. Das wirkte ungewollt komisch, denn eigentlich ist das Repertoire Dela Rosas sehr begrenzt. Er beherrscht nur zwei Rollen: Entweder Clown. Oder Vollstrecker. Ganz wie sein Herr und Meister: Präsident Rodrigo Duterte.

Ronald dela Rosa, verheiratet und Vater dreier Kinder, wuchs in ärmlichen Verhältnissen im Süden der Philippinen auf. Als Duterte die Stadt Davao regierte, stand ihm Dela Rosa als regionaler Polizeichef zur Seite. Die Allianz setzte sich fort. Duterte gewann 2016 die nationalen Wahlen und holte seinen Zögling nach Manila, wo er ihn zum Vollstrecker seines umstrittenen Anti-Drogen-Krieges machte. Tausende Menschen starben bei blutigen Razzien und Menschenjagden, während Dela Rosa sein Image als ein steinharter Kerl pflegte.

Sie nennen ihn "Bato", den Felsen. Das wirkt, als eifere er dem früheren Wrestler und Schauspieler Dwayne Johnson alias "The Rock" nach. Dela Rosa scheint es zu gefallen. Als nationaler Polizeichef wurde er überall in den Philippinen bekannt, 2018 trat er in den Ruhestand, um seine politische Karriere vorzubereiten. Seine politischen Gegner schimpften über unlautere Wahlhilfe, als kurz vor der Senatswahl ein Actionfilm über das Leben Dela Rosas herauskam. Titel: "Bato". Martialisch, kitschig und sehr bleihaltig. Das machte Eindruck. Bato wurde Senator. Inzwischen sehen ihn manche bereits als möglichen Nachfolger im Präsidentenamt. Sollte er sich darauf einlassen, hat er starke Konkurrenz. Denn als aussichtsreichste Kandidatin 2022 wird doch Dutertes Tochter gehandelt.

Auf Bildern zeigt Bato eine kindliche Begeisterung, sobald er mit Waffen hantiert, auch diese Vorliebe teilt er mit Duterte. In der Mittelklasse ist er beliebt, Witwen und Waisen des Drogenkrieges hassen ihn dagegen. Wegen seiner Rolle im Anti-Drogen-Kampf annullierten die Amerikaner Anfang des Jahres das US-Visum Dela Rosas. Das machte seinen Paten Duterte so wütend, dass er im Gegenzug das Abkommen über amerikanische Truppenbesuche auf den Philippinen aufkündigte. Inzwischen scheint der Zorn wieder verraucht zu sein, jetzt will Manila die US-Streitkräfte doch wieder zulassen. Der Präsident schlingert also gefährlich hin und her - aber Bato hat nichts einzuwenden. Auch als Senator schwört er ihm ewige Treue. "Ich werde leben und sterben mit Präsident Duterte."

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