Profil:Paula Beer

Closing Ceremony - Arrivals - 73rd Venice Film Festival

Gerade mal 21 Jahre alt, aber doch mit einer gewissen Reife versehen: Paula Beer.

(Foto: Vittorio Zunino Celotto/Getty Images)

Deutsche Schauspielerin, der die Franzosen ihren Akzent verzeihen.

Von Susan Vahabzadeh

Die Franzosen sind nicht besonders nachsichtig, wenn ihre Muttersprache mit einem fremden Akzent gesprochen wird, aber bei Schauspielerinnen, die ihnen besonders gut gefallen, machen sie schon einmal eine Ausnahme. Sie trete in die Fußstapfen von Romy Schneider, stand in der Zeitung Figaro über Paula Beer, nachdem ihr neuer Film "Frantz" bei den Filmfestspielen in Venedig gezeigt worden war.

Der Filmemacher François Ozon hat sich die Geschichte ausgedacht und sie inszeniert. Paula Beer spielt darin Anna, die ihren Verlobten im Ersten Weltkrieg verloren hat und nun einen jungen Franzosen kennenlernt, Adrien (Pierre Niney). Adrien ist nach Quedlinburg gekommen, um das Grab von Annas Verlobtem zu besuchen - mit ihm spricht sie dann Französisch, und sie verliebt sich in ihn. Ozons Geschichte, lose basierend auf Ernst Lubitschs Film "Der Mann, den sein Gewissen trieb", ist eine Parabel, er beschreibt das deutsch-französische Verhältnis als missglückte Liebesgeschichte, in die Anna mehr Emotion investiert, als sie zurückbekommt.

Paula Beer wurde 1995 in Mainz geboren, sie ist erst 21 Jahre alt. Ozon beeindruckte an ihr, dass sie schon so viel Reife ausstrahle, wie es die Rolle erfordert: Anna ist zwar sehr jung, aber sie hat gerade einen Krieg erlebt und ihren Geliebten verloren. Um ein Gefühl für die Zeit zu bekommen, ließ Ozon Paula Beer den Film "Das weiße Band" von Michael Haneke ansehen, der am Vorabend des Ersten Weltkriegs spielt.

Ozon erwartete von ihr, dass sie sich in ihren Part einarbeitet. Pierre Niney musste einen Teil der Szenen auf Deutsch drehen, Paula Beer einen Teil der ihren auf Französisch. Ozon forderte von seinen Hauptdarstellern zudem, dass sie sich gegenseitig bei den Dialogen in der jeweils fremden Sprache helfen, einander also so eine Art Sprachcoach sind. Für ihren Auftritt in "Frantz" hat Paula Beer in Frankreich viel Lob bekommen, und einen Preis in Venedig, den Marcello-Mastroianni-Preis für die beste Nachwuchs-Schauspielerin.

Obwohl Paula Beer noch so jung ist, hat sie schon einmal zu einer internationalen Karriere angesetzt - sie hatte eine kleine Rolle in "Diplomatie" von Volker Schlöndorff, die aber geschnitten wurde. Schon mit 14 Jahren spielte sie ihre erste Hauptrolle, in dem Spielfilm "Poll" von Chris Kraus. Sie wurde in der Schule entdeckt: Eine Casting-Agentin sah sie im Flur stehen, als sie den Vertretungsplan anschaute. Danach war sie im Alpenwestern "Das finstere Tal" zu sehen, und sie spielte eine kleine Rolle in Peter Sehrs "Ludwig II." - die Prinzessin Sophie in Bayern, Elisabeths jüngere Schwester, was dem Romy-Schneider-Vergleich noch mehr Gewicht verleiht.

Ob Paula Beer nun gleich ganz nach Frankreich abwandert, bleibt abzuwarten; als Romy Schneider das tat, war das für ihre Karriere jedenfalls eine sehr weise Entscheidung. Und Unterricht beim Sprachlehrer, den Romy Schneider damals brauchte - den hat Paula Beer ja schon hinter sich.

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