Profil:Paul Pogba

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Fußballspieler, der alle Transfer-Rekorde bricht: Paul Pogba. (Foto: Marius Becker/dpa)

Fußballer, der sich nun "teuerster Spieler der Welt" nennen darf.

Von JAVIER CÁCERES

Paul Pogba, 23, ist immer schon ein Mann der Superlative gewesen. "Ich möchte eine Legende werden wie Pelé oder Maradona. Oder mehr als das", sagte er vor ein paar Monaten in einem Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica. Fußballerisch ist noch ein bisschen Luft nach oben, Diego Maradona und Pelé untermauerten ihr Talent mit Weltmeistertiteln für Argentinien und Brasilien. Der Franzose Pogba hingegen harrt solcher Weihen noch, mehr noch: Die gerade beendete Europameisterschaft in Frankreich verlief vergleichsweise enttäuschend. Dafür darf er sich mit einem Titel schmücken, der zwar wegen der inflationären Preisentwicklung auf dem Fußballmarkt nicht ewig in seinen Händen bleiben wird. Aber voilà, vorerst ist er's nun mal: der teuerste Spieler der Welt.

120 Millionen Euro überweist der englische Premier-League-Klub Manchester United für den Mittelfeldspieler, der ihm schon einmal gehört hatte. Im Juli 2009 hatte Manchester United ihn beim französischen Klub AC Le Havre entdeckt und auf die Insel gelockt. Der Wechsel führte zu Verwicklungen, Le Havre beschuldigte Manchester, unrechtmäßig mit einem Minderjährigen verhandelt und Pogbas Eltern mit 200 000 Euro geschmiert zu haben.

Drei Jahre später verließ Pogba Manchester, ging zu Juve. Als er in Turin zum Training antrat, rieben sich die Juventus-Stars die Augen angesichts solchen Talents. "Wir haben uns angeguckt und gefragt, ob die in Manchester blind sind", erzählte einst Juves Torwart Gianluigi Buffon. Nun, sie waren nicht ganz blind. Und eines der Argumente, mit denen Manchester-United-Trainer Alex Ferguson den Sohn eines Guineers vom Bleiben überzeugen wollte, war: "Geh' nicht nach Italien, da gibt's zu viel Rassismus." Doch Pogba wollte mehr Minuten spielen, als Ferguson gewillt war, ihm zuzugestehen.

Geboren wurde Pogba in dem Ort Lagny-sur-Marne, 40 Kilometer vom Eiffelturm entfernt. Der Legende nach hatte er in der Schule stets einen Fußball dabei, den er unter dem Pult verwahrte, bis die Pause anbrach. Die Nachmittage verbrachte er auf einem Betonplatz nahe dem Elternhaus, meist mit seinen älteren Geschwistern, den Zwillingen Mathieu und Florentin, die ebenfalls Profifußballer sind, aber für Guineas Nationalelf auflaufen. Aus Paul wurde ein 1,91 Meter großer, 80 Kilo schwerer Spieler, der auffällt. Nicht nur wegen seiner Irokesen-Frisur mit barock ornamentierten Schläfen. Auch fußballerisch kann er Einzigartiges: mit beiden Füßen Tore aus großer Distanz erzielen; er ist zudem mit einer guten Technik gesegnet - und vor allem mit einer erschlagenden Physis.

Auch deshalb gaben ihm seine Brüder den Namen "la pioche", die Spitzhacke. La Pioche ist eine Figur einer TV-Serie, die oft im Hause Pogba lief; die Spitzhacke hüpft herum und macht die Stadt platt. Das passe gut zu ihm, sagte Pogba einmal. In der Tat: Wenn es zurzeit im Fußball eine beeindruckende Mittelfeld-Walze gibt, dann Pogba.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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