Profil:Paul Manafort

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Paul Manafort: Republikanischer Wahlkampf-Experte und Dompteur von Donald Trump. (Foto: Getty Images)

Republikanischer Wahlkampf-Experte und Dompteur von Donald Trump.

Von Nicolas Richter

Es ist nicht ungewöhnlich, einen Löwen zu zähmen, indem man ihm einen Dompteur zur Seite stellt. Seltener ist es, dass sich der Löwe selbst einen Dompteur sucht. Donald Trump, der gerne US-Präsident werden möchte und sich in vielerlei Hinsicht für einen Löwen hält, nimmt neuerdings die Dienste von Paul Manafort in Anspruch. Manafort soll Trumps Wahlkampf professioneller gestalten und dem als unzähmbar geltenden Geschäftsmann ein Auftreten anerziehen, das "präsidentiell" ist.

Der ausgebildete Jurist Manafort, 67, hat schon so gut wie jeden Republikaner beraten, der irgendwann das höchste Amt eroberte, darunter Ronald Reagan sowie Vater und Sohn Bush. Trump hat ihn vor allem deswegen eingestellt, weil der Wettbewerb von jetzt an technischer, juristischer wird: Es reicht nicht mehr, ausfällig zu sein und Rivalen "Verlierer" zu nennen; Trump muss sich stattdessen das Vertrauen der Parteitagsdelegierten sichern, um sich die republikanische Nominierung nicht mehr nehmen zu lassen.

Solche Feinheiten begreift wohl niemand besser als Manafort, der die taktischen Spiele hinter den Kulissen großer Wahlkämpfe schon 1976 im Dienste des damaligen Präsidenten Gerald Ford gelernt hat. Im Team von Trump ist er schon nach wenigen Wochen der wichtigste Gegenspieler des Wahlkampfmanagers Corey Lewandowski, der als hemdärmelig gilt und unlängst sogar eine Journalistin geschlagen haben soll. Lewandowski möchte Trump einfach Trump sein lassen, und bisher ist diese Rechnung aufgegangen: Trump genießt mit seinen Tiraden die permanente Aufmerksamkeit der Medien und darf damit praktisch kostenlos für sich werben. Manafort dagegen befürwortet mehr Ernsthaftigkeit und Kontrolle, er möchte Trump vom Alleinunterhalter zum Staatsmann umformen, ihm also vor allem eines antrainieren: Disziplin. Der seriösere Manafort soll sich im Machtkampf mit Lewandowski schnell durchgesetzt haben, offenbar genießt er auch das Vertrauen der Angehörigen Trumps.

Manafort stammt aus einer italienischen Familie und ist an der Ostküste aufgewachsen, heute betreibt er eine Kanzlei am Rande der US-Hauptstadt Washington, wie so viele politische Operateure und Lobbyisten. Er hat dem ukrainischen Politiker Viktor Janukowitsch dabei geholfen, im Jahr 2010 die Präsidentschaft zu erobern und soll einst auch diversen Despoten die Türen Washingtons geöffnet haben.

Trotz aller Erfahrung aber dürfte selbst Manafort mit seinem neuen Klienten Trump an seine Grenzen geraten. Kürzlich sagte Manafort unter Republikanern, der bombastische Trump spiele zurzeit nur eine Rolle, sein Image werde sich demnächst ändern. Allerdings wurde Manafort alsbald zurückgepfiffen: Trump versprach seinen Anhängern, er werde seinen Ton nicht mäßigen, weil sonst nämlich alle einschlafen würden. Wann der Löwe brüllt und wann er schnurrt, entscheidet er immer noch selbst.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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