Profil:Miguel Berger

Profil: Miguel Berger: Steinmeiers Nahost-Beauftragter, zuständig für Krisen und Kriege.

Miguel Berger: Steinmeiers Nahost-Beauftragter, zuständig für Krisen und Kriege.

Steinmeiers Nahost-Beauftragter, zuständig für Krisen und Kriege.

Von Stefan Braun

Vor wenigen Wochen am Himmel über der saudischen Wüste, eine kleine deutsche Reisegruppe auf dem Weg in die irakische Hauptstadt Bagdad. Man sitzt in einer Transall-Maschine der Bundeswehr; alle tragen Splitterschutzwesten; alle haben Stöpsel in den Ohren. Und fast alle dösen, so gut es sich eben dösen lässt beim Lärm der Propeller. Einer aber ist wach, liest auf seinem Smartphone die neuesten Ausgaben arabischer Zeitungen und studiert nebenbei immer wieder auf der Karte, wo sich die Maschine gerade befindet.

Miguel Berger, Nahostbeauftragter des deutschen Außenministers, kennt wenig Pausen und wenig Ruhe. Seit knapp zwei Jahren soll der 55-jährige Diplomat Frank-Walter Steinmeier den Nahen Osten erklären. Syrien-Krieg, Libyen-Krise, Jemen-Konflikt - stets ist es Berger, der darüber zuerst Bescheid wissen muss. Die Region, für die er zuständig ist, könnte gefährlicher, komplexer, bedrohter kaum sein. Also nutzt er, wann immer es geht, und sei es in der Transall, die Zeit, um sich zu informieren.

Wenn am Montag in Genf die Gespräche über eine Lösung des Syrien-Konflikts neu beginnen, hat Berger vieles vorbereitet und manches eingetütet. So werden die Deutschen der syrischen Opposition auch diesmal logistisch zur Seite stehen. Zwar wird Berger am Montag noch nicht in Genf sein; das ist mit UN-Sondervermittler Staffan di Mistura so vereinbart. Aber sobald es hakt, wird Berger aufbrechen.

Als der studierte Volkswirt im Frühsommer 2014 sein Amt antrat, dauerte es genau 24 Stunden, dann brach der Gaza-Krieg aus. Während Deutschland an dem Abend den 7:1-Sieg gegen Brasilien feierte, hing Berger am Telefon, wollte und musste mehr wissen über die Gefahr und die Lage. Er hatte nicht viel Zeit, um Fuß zu fassen. Der Diplomat gehört nicht zu der Sorte von Polit-Junkies, die nervös jede Twitter-Meldung aufsaugen, um danach genauso nervös die neue Lage zu analysieren. Berger ist ein ruhiger, stets gelassener Zeitgenosse, dem auch in schwierigen Situationen keine Unruhe anhaftet. Allerdings dürfte diese Eigenschaft Berger auch selbst nutzen. Wer bei so gefährlichen Baustellen und Reisen selbst zum Unruheherd wird, wäre für den Job ungeeignet und außerdem akut herzattackengefährdet.

Helfen dürfte Berger freilich auch, dass Deutschland heute eine größere Rolle spielt im Nahen Osten. Gerade jetzt, in heiklen Zeiten, wirkt sich aus, dass die Deutschen, anders als Franzosen und Briten, anders als Amerikaner und Russen, keine verheerende Vergangenheit in der Region haben. Niemand, so Berger, vermute in Berlin eine heimliche, zweite Agenda. Deshalb konnte er in die Rolle eines Maklers wachsen, der auch zwischen Feinden wie Teheran und Riad Spannungen entschärfen hilft. Zwischen Washington und Moskau trägt man so lange Botschaften hin und her, bis sich beide - siehe Syrien-Gespräche - zur Kooperation aufrafften. Einen Diplomaten beflügelt das.

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