Profil:Michael Hayden

Former NSA and CIA Director Michael Hayden speaks at the TechCrunch Disrupt event in Brooklyn borough of New York

Michael Hayden: Der Bush-getreue einstige CIA-Chef ist heute Gegner von Donald Trump.

(Foto: Brendan McDermid/Reuters)

Er hat die NSA zu dem gemacht, was er ist, war Chef der CIA unter George W. Bush, befürwortete Folter. Doch von Präsidentschaftskandidat Donald Trump distanziert er sich.

Von Hubert Wetzel

Für Washingtoner Verhältnisse ist das eine Revolution: 50 republikanische Außen- und Sicherheitspolitiker haben sich in einem offenen Brief gegen Donald Trump gestellt, immerhin Präsidentschaftskandidat ihrer Partei. Trump mangele es an Charakter, an Erfahrung und an Werten, heißt es in dem Brief, er wäre "der gefährlichste Präsident in der Geschichte".

Zu den Unterzeichnern zählen frühere Minister, Sicherheitsberater sowie ehemalige Mitarbeiter des Weißen Hauses. Mit dabei ist auch Michael Hayden, General a. D. und einst Chef der Geheimdienste NSA und CIA.

Dass Hayden unterschrieben hat, ist zunächst einmal ein protokollarischer Sieg der Trump-Gegner. Trumps prominentester Unterstützer aus der Gruppe der pensionierten Soldaten ist Michael Flynn, ebenfalls ein früherer General, allerdings ein nicht ganz so hoher: Hayden hatte einst vier Sterne, Flynn nur drei.

Hayden hat die NSA zu dem gemacht, was sie ist

Der 71-jährige Hayden begann seinen Dienst in der US-Armee 1969 und durchlief eine makellose Karriere in der Luftwaffe. 1999 übernahm er die Führung der National Security Agency. Der Geheimdienst war damals noch weitgehend unbekannt; die elektronische Aufklärung, die dort gemacht wurde, war etwas für Nerds und Schreibtischhengste, jedenfalls nichts, womit man Ruhm ernten konnte wie die "echten" Agenten der CIA. Es war Hayden, der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 damit begann, die NSA zu dem gigantischen globalen Überwachungsapparat auszubauen, der sie heute ist.

2006 nominierte der damalige US-Präsident George W. Bush Hayden für das Amt des CIA-Direktors. Das war eine dunkle Zeit, der Geheimdienst betrieb damals im Ausland noch die "Black Sites", Geheimgefängnisse, in denen Terrorverdächtige gequält wurden. Hayden hat das Schlagwort vom "Krieg gegen den Terror" stets ernst genommen - er führte mit der CIA tatsächlich Krieg. Folter verteidigte er als effektive, wenn vielleicht auch illegale Methode der Informationsbeschaffung.

Als CIA-Chef weitete Hayden zudem die Drohnenangriffe auf mutmaßliche Terroristen massiv aus. Bushs Nachfolger Barack Obama ließ Hayden zunächst gewähren, übertrug den Drohnenkrieg dann aber mehr und mehr dem Pentagon. Anfang 2009 ging Hayden in den Ruhestand.

Er bat Trump, zum Waterboarding seinen eigenen Eimer mitzubringen

Heute ist Hayden klüger. Als Trump im Vorwahlkampf prahlte, er werde als Präsident die Foltermethode des "Waterboarding" wieder einführen, bei der einem Häftling Wasser über das Gesicht gegossen wird, sagte Hayden, dann solle Trump mal lieber seinen eigenen Eimer mitbringen. Kein CIA-Agent würde heute noch einen solchen illegalen Befehl ausführen.

Ob die Wähler draußen im Land den Protest von Hayden und seinen Mitunterzeichnern überhaupt ernst nehmen, ist freilich offen. Trump selbst jedenfalls tat die Anklage gegen ihn als Aufstand des müden Establishments ab, das die ganze Misere in der Welt erst verursacht habe. Auch nicht ganz falsch.

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