Profil:Michael Bloomberg

Profil: US-Milliardär und bereit zum Duell gegen die Waffenlobby: Michael Bloomberg.

US-Milliardär und bereit zum Duell gegen die Waffenlobby: Michael Bloomberg.

(Foto: Alain Jocard/AFP)

US-Milliardär und bereit zum Duell gegen die mächtige Waffenlobby.

Von Hubert Wetzel

Wenn er ehrlich ist, wird wohl auch Michael Bloomberg zugeben, dass ihm ein paar Millionen Dollar weniger auf dem Konto keine schlaflosen Nächte bereiten. Das Magazin Forbes schätzt das Vermögen des Amerikaners auf fast 36 Milliarden Dollar, insofern lässt sich ein bisschen Schwund verschmerzen. Interessanter ist da schon, wofür Bloomberg sein Geld ausgibt. Während sich andere Milliardäre Schiffe und Fußballvereine kaufen oder sich wie Landsmann Donald Trump auf eigene Rechnung als Präsidentschaftskandidaten versuchen, ist Bloomberg zum derzeit wichtigsten Finanzier des Kampfes gegen den Waffenwahn in den USA geworden. 50 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen will er ausgeben, um härtere Waffengesetze in Amerika zu erreichen.

Bloomberg weiß, was Waffen anrichten können. Von 2002 bis 2013 war er Bürgermeister von New York. Und obwohl die Stadt damals die dunklen, mörderischen Zeiten der Crack-Epidemie schon hinter sich hatte, gehörten Schusswaffenopfer trotzdem noch zum Alltag. 2006 gründete Bloomberg daher zusammen mit Kollegen aus anderen Großstädten die Organisation "Mayors Against Illegal Guns", der heute etwa 1000 Bürgermeister angehören. Aus dieser Gruppe ist mit der Zeit die Organisation "Everytown for Gun Safety" entstanden - die wirkungsvollste Lobbygruppe gegen laxe Waffengesetze. Sie ist vermutlich die erste Organisation überhaupt, die es an finanzieller und politischer Kraft mit der berüchtigten Waffenlobby "National Rifle Association" aufnehmen kann.

Ein Gutteil der 36 Millionen Dollar, die "Everytown for Gun Safety" voriges Jahr an Spenden bekam, stammte von Bloomberg. Doch ebenso wichtig wie das Geld ist, dass die Waffengegner angefangen haben, ihre Kampagnen professionell zu organisieren. Denn bisher waren es die Waffenfreunde, die gezielt in Wahlkämpfe eingriffen und Millionen an sympathisierende Politiker spendeten. Dieses Vorgehen wollen nun Bloomberg und seine Mitstreiter kopieren.

Einen Ansatzpunkt wird ihnen dabei US-Präsident Barack Obama liefern: Er will per Erlass durchsetzen, dass künftig alle Waffenkäufer auf eventuelle Vorstrafen oder psychische Erkrankungen hin überprüft werden. Solche Checks sind auch ein Hauptanliegen der "Gun Control Lobby". Doch es ist absehbar, dass die Waffenfanatiker den Plan erbittert bekämpfen werden. Bloombergs Geld und sein politisches Talent werden also dringend benötigt.

Der Aufstieg zu Ruhm und Reichtum war Michael Rubens Bloomberg nicht in die Wiege gelegt, als er 1942 in Boston in eine russisch-jüdische Familie geboren wurde. Doch der junge Bloomberg machte rasch Karriere an der Wall Street, sein Vermögen verdiente er dann als Gründer eines Medienkonzerns, der Finanzdaten liefert. Von Ideologie hält er wenig: Der langjährige Demokrat wurde vor der Bürgermeister-Wahl Republikaner, später regierte er als Unabhängiger. Leisten konnte er es sich ja.

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