Wahlkampfstratege Lynton Crosby:Böses Genie der Tories

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Konservativ und skrupellos: Lynton Crosby, Wahlkampfstratege von Großbritanniens Konservativen (rechts). (Foto: AFP)

Lynton Crosby gilt als der Mann, der die Unterhaus-Wahl in Großbritannien gewonnen hat. Der skrupellose Stratege entwarf den Wahlkampf der Konservativen - und ließ sie bis zuletzt eine Botschaft der Angst wiederholen.

Von Christian Zaschke, London

Es ist erst wenige Wochen her, dass sich führende britische Konservative intern über die Wahlkampfstrategie der Partei beklagten. Sie sei zu negativ, zu beschränkt, zu repetitiv und offenkundig nicht effektiv. Diese Kritik galt Lynton Crosby, dem Australier, der den Wahlkampf der Tories entworfen und strengstens kontrolliert hat.

Auch Premierminister David Cameron sollen zwischenzeitlich Zweifel gekommen sein, doch er vertraute dem Mann, der wahlweise als "australischer Rottweiler", "böses Genie" oder "Rasputin aus dem Outback" bezeichnet wird. Der Stratege hatte weiterhin freie Hand, und in der Partei galt: Es wird gemacht, was Crosby sagt. Nachdem die Tories bei den Unterhaus-Wahlen sehr überraschend die absolute Mehrheit erringen konnten, gilt Crosby als der Mann, der diese Abstimmung gewonnen hat.

Crosby ordnete die Konzentration auf drei Themen an

Der 58-Jährige hat in Adelaide Wirtschaftswissenschaften studiert und sich früh in der Politik engagiert. Erst wollte er selber Politiker werden, dann konzentrierte er sich auf die Rolle als Stratege im Hintergrund. Ab Mitte der Neunzigerjahre verhalf er der Liberalen Partei in Australien zu vier Wahlsiegen in Serie, nachdem zuvor 13 Jahre lang die Labour-Partei regiert hatte.

Crosby verordnete den ohnehin sehr konservativen australischen Liberalen einen Rechtsruck und dem Premierminister John Howard eine scharfe Rhetorik. 2001 behauptete Howard auf Crosbys Anweisung im Wahlkampf, es gebe Hinweise darauf, dass afghanische Bootsflüchtlinge ihre Kinder ins Meer würfen, um Australien zu zwingen, ihnen Asyl zu gewähren. Deshalb sei eine harte Linie vonnöten, die nur er garantiere.

An den Vorwürfen war nichts dran, aber bis das bewiesen war, hatte Howard die Wahl gewonnen. Spätestens seit dieser Episode gilt Crosby als skrupelloser Strippenzieher.

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Kurz vor der Wahl 2005 heuerten die britischen Tories Crosby erstmals an, es war jedoch zu wenig Zeit, um die Stimmung im Land zu drehen. Dafür gelang es Crosby, den Konservativen Boris Johnson im traditionell mehrheitlich linksliberalen London 2008 und 2012 zu zwei Siegen bei den Bürgermeister-Wahlen zu führen. Seit 2013 hat er sich um die Strategie der Konservativen für die Unterhaus-Wahl gekümmert.

Zunächst verbannte er den "grünen Mist" aus dem Programm. Dann ordnete er die Konzentration auf drei Themen an: striktere Einwanderungskontrolle, Einschnitte bei Sozialleistungen, direkte Angriffe auf Labour-Chef Ed Miliband. In den letzten Wochen des Wahlkampfes lautet die Kernbotschaft schließlich, dass eine Labour-Regierung, die von den schottischen Nationalisten toleriert würde, Chaos über das Land bringe. Diese Botschaft der Angst ließ Crosby die Tories wiederholen bis zur Penetranz.

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Die Umfragen schienen zu zeigen, dass die Strategie nicht aufgeht, aber Crosby sagte den Tories immer wieder, sie sollten die Umfragen ignorieren, seine Daten besagten, dass man auf Kurs sei. Er hat recht behalten.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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