Profil:Kurt Volker

Von Trump demoralisierter US-Sondergesandter für die Ukraine.

Von Reymer Klüver

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(Foto: Efrem Lukatsky/AP)

Er ist sozusagen das erste Opfer der Ukraine-Affäre. Oder besser gesagt: Er versucht, aus dem Schlamassel so wenig beschädigt wie möglich herauszukommen - wenn das überhaupt noch machbar ist. Nur Stunden, nachdem sein Name in der Beschwerde des Whistleblowers zum Umgang von US-Präsident Donald Trump mit dem jungen ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij genannt wurde, ist der bisherige Sondergesandte der USA für die Ukraine, Kurt Volker, von seinem Amt zurückgetreten.

Der Whistleblower berichtete, dass Volker Trumps persönlichem Anwalt, dem früheren New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, Kontakte in der Ukraine verschafft habe. Giuliani war in der Ukraine offenkundig auf der Suche nach abträglichen Informationen über eine angebliche Verwicklung des Sohns von Trumps möglichen demokratischen Herausforderer im Präsidentschaftswahlkampf, Joe Biden, in Korruptionsgeschäfte in dem Land. Giuliani selbst hatte noch am Donnerstag genüsslich aus einer SMS Volkers an ihn zitiert, die den Eindruck entstehen ließ, dass der Sondergesandte sein williger Helfer gewesen sei: "Herr Bürgermeister - habe unser Frühstück heute morgen sehr genossen." Nichts könnte wohl rufschädigender sein für den als hoch integer bekannten Volker als der Anschein, er habe sich zum Lakaien dieses Präsidenten und seiner Mitarbeiter gemacht.

Tatsächlich gehört Volker zu den konservativen Diplomaten in Washington, die aus Pflichtgefühl in den Dienst der Regierung Trump getreten sind - um Schaden abzuwenden wegen der entweder ahnungslosen oder dem Land gar nachgerade abträglichen Außenpolitik des Weißen Hauses. Deshalb war er vor zwei Jahren dem Ruf des damaligen Außenministers Rex Tillerson gefolgt, als unbezahlter US-Sondergesandter für die Ukraine die Kontakte zwischen Washington und Kiew zu erleichtern.

Der 54 Jahre alte Volker ist ein Karrierediplomat. Nach zwei Jahren als politischer Analyst beim Geheimdienst CIA war er 1988 in den Dienst des State Department getreten und schließlich zum Chef der Europaabteilung des Außenministeriums aufgestiegen. 2008 berief ihn der damalige Präsident George W. Bush zum US-Botschafter bei der Nato in Brüssel, wo Volker als umgänglich und kompetent geschätzt war. Nach dem Amtsantritt Barack Obamas suchte sich Volker, wie es für politische Beamte bei Regierungswechseln in Washington üblich ist, einen Job in der Wirtschaft. Seit 2012 arbeitete er als Chef eines von Trumps mittlerweile verstorbenem Erzfeind John McCain ins Leben gerufenen Thinktanks.

Volker ist konservativ, aber kein Ideologe. Im persönlichen Gespräch wirkt er offen und aufgeschlossen, er kann sogar witzig sein, kurz: Er ist alles andere als ein zugeknöpfter Diplomat. "Kurt war einer der Guten", zitiert die New York Times einen seiner ehemaligen Kollegen. Lob kommt auch von der anderen politischen Seite: "Er hat sich seinen Ruf für Fairness, Hartnäckigkeit und Integrität hoch verdient", sagt der demokratische Senator und Außenpolitikexperte Christopher Murphy.

Volker war, so heißt es, entsetzt von der Privataußenpolitik des Weißen Hauses in der Ukraine und stellte den Kontakt zwischen der neuen Regierung in Kiew und Giuliani offenbar auf ausdrücklichen Wunsch der verunsicherten Ukrainer her. Zuvor hatte sich Volker bemüht, überhaupt wieder einen Gesprächsfaden zwischen Weißem Haus und dem neuen Team in Kiew zu knüpfen. Darüber, dass Trump persönlich im Frühsommer die US-Hilfe für die Ukraine gestoppt hatte, war Volker nicht informiert worden.

Nun also soll Volker zu seiner Mission und seiner Verstrickung in die Ukraine-Affäre im US-Kongress aussagen. Bereits für diesen Donnerstag ist er vorgeladen. "Jetzt muss er sein Land an die erste Stelle setzen", sagt Senator Murphy, "und alles berichten, was er gemacht hat und was er weiß."

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