Profil:Jochen Flasbarth

Jochen Flasbarth; Jochen Flasbarth

Jochen Flasbarth, Staatssekretär mit spezieller Rolle bei der Klimakonferenz in Paris.

(Foto: Ole Spata/dpa)

Staatssekretär mit spezieller Rolle bei der Klimakonferenz in Paris.

Von Michael Bauchmüller

Als Angela Merkel aufbrach zur fernen Klimakonferenz, da war der Chef des Naturschutzbundes (Nabu) alles andere als begeistert. Die Reise nach Japan, so mäkelte Jochen Flasbarth, sei das Kerosin des Flugzeuges nicht wert. "Stimmte nicht", sagt er heute. "Das war eine krasse Fehleinschätzung." Merkel, damals Umweltministerin, kehrte im Dezember 1997 nicht nur mit dem Flugzeug, sondern auch mit dem Kyoto-Protokoll heim, der ersten internationalen Vereinbarung zum Klimaschutz. Und Flasbarth konnte noch nicht ahnen, dass er einmal zu denen gehören würde, die das nächste große Abkommen würden aushandeln müssen, beim Klimagipfel in Paris.

Seit diesem Montag gehört Flasbarth, 53, zum inneren Kreis der Klimaverhandler. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius hat ihn in eine Art Spezialeinsatzkommando berufen, in kleinen Gruppen soll es die Streitfragen zwischen den Staaten lösen. 14 Leute gehören dem Zirkel an, lauter Umweltminister, Außenminister - und Flasbarth. Er ist der einzige Staatssekretär. Umweltministerin Barbara Hendricks hat ihm den Vortritt gelassen.

Sie hat gute Gründe dafür. In der Bundesregierung gibt es, von der Kanzlerin selbst mal abgesehen, derzeit niemanden, der sich mit internationalen Umweltverhandlungen so auskennt wie er. Denn nach seiner Zeit beim Nabu war Flasbarth Chef der Naturschutz-Abteilung im Umweltministerium - und als solcher betraut mit den Verhandlungen rund um die Artenschutz-Konvention der Vereinten Nationen. Deutschland war 2008 Gastgeber, Flasbarth managte einen großen Teil der UN-Konferenz. Ein Jahr später machte Sigmar Gabriel, damals Umweltminister, seinen Parteifreund Flasbarth zum Chef des Umweltbundesamtes. Als solcher führte er später auch ganz formal den deutschen Vorsitz der Artenschutz-Konvention. Gabriels Nachfolger Norbert Röttgen traute sich an das Spezialthema nicht ran.

So ähnlich ist auch die Arbeitsteilung zwischen Hendricks und Flasbarth. Hendricks ist die Ministerin, Flasbarth der Experte. Er selbst würde das nie so sagen, ehrfürchtig spricht er von den "Entscheidungen der Ministerin", auch wenn er selbst sie vorbereitet hat. Derlei Zurückhaltung scheint Flasbarth, dessen Herkunft aus dem Ruhrgebiet sich leicht heraushören lässt, nicht viel auszumachen, auch aus strategischen Gründen. Mehr als heute hat er schließlich in der Umweltpolitik selbst als Nabu-Lobbyist nie bewegen können.

Die Rolle beim Klimagipfel aber ist auch für Flasbarth eine neue Erfahrung. Zusammen mit dem Außenminister von Gabun soll er bis Mittwoch ausloten, unter welchen Bedingungen welche Staaten in die globalen Klimaschutz-Töpfe einzahlen. Es ist eine der heikelsten Fragen der Konferenz, denn viele Länder wollen sich aus der Affäre ziehen und andere zahlen lassen - andere, die sich das wiederum nicht gefallen lassen. Einen "Heidenrespekt" habe er vor der Aufgabe, sagt Flasbarth. Wohl zu Recht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: