Profil:Jim Jordan

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(Foto: James Lawler Duggan/Reuters)

Trumps Mann fürs Grobe in den Anhörungen.

Von Alan Cassidy

Es ist stets etwas zu kalt im säulenverzierten Saal 1100, in dem das Repräsentantenhaus seine Impeachment-Anhörungen abhält. Hinten im Publikum haben sich einige Zuschauer in Schals gewickelt. Vorne aber sitzt Jim Jordan und hat das Jackett ausgezogen, so wie immer, wenn er das tut, was ihm sichtlich Freude bereitet: Zeugen zu grillen, giftige Fragen zu stellen, den Präsidenten zu schützen.

Der republikanische Abgeordnete ist in der Impeachment-Untersuchung Donald Trumps eifrigster Verteidiger, der Mann fürs Grobe, der ohne Hemmungen all die Diplomaten angreift, die in den Zeugenstand treten, um Licht in die Ukraine-Affäre zu bringen. Ein Kämpfer in Hemd und Krawatte, der sich um die Etikette nicht kümmert.

Kämpfen, das kann Jordan gut. Als junger Mann war er in Ohio Champion im Ringen, er gewann 150 Wettkämpfe und verlor nur einen einzigen. Trotzdem wurde er nicht Profisportler, sondern studierte Jura und ging in die Politik. Es sei aber der Sport, der ihn darauf vorbereitet habe, seine Gegner in Washington auf die Matte zu legen, sagt er. Daran arbeitet er seit 2006, als er das erste Mal in den Kongress gewählt wurde. Rasch positionierte er sich am rechten Rand der Fraktion, im Freedom Caucus, einer Gruppe von besonders konservativen Abgeordneten. Dort legte er sich immer wieder mit der Parteiführung an. Seit Trumps Wahl sieht der 55-Jährige seine Gegner allerdings ausschließlich bei den Demokraten.

In den Impeachment-Anhörungen zeigt sich das gerade deutlich. Am Freitag erhielt Jordan die Gelegenheit, die ehemalige US-Botschafterin Marie Yovanovitch zu befragen, die von der Trump-Regierung abrupt von ihrem Posten in der Ukraine entfernt worden war. Als Jordan seine Redezeit überschritten hatte, wurde er von Adam Schiff, dem demokratischen Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses, ermahnt: "Meine Geduld läuft langsam aus." Jordan erwiderte barsch: "Unsere Geduld mit Ihnen ist schon lange ausgelaufen." Durch Saal 1100 ging ein Raunen. Später stellte sich Jordan vor die Kameras und bezeichnete das Amtsenthebungsverfahren als "Schauprozess".

Es sind diese Aussagen, die bei Trumps Haussender Fox News in Dauerschleife laufen. Der Wortwechsel mit Bill Taylor, dem US-Gesandten in Kiew, der als erster Zeuge auftrat, ging im rechten Netz viral. All die Vorwürfe, die Taylor gegen Trump erhebe, würden nur auf dem Hörensagen beruhen, warf Jordan ihm vor. Er habe nie selbst mit dem Präsidenten gesprochen, glaube aber zu wissen, was diesen angetrieben habe, als er die Militärhilfe für Kiew blockierte. "Und Sie sollen der Starzeuge sein?" Nach Jordans Argumentation gibt es für Trumps Verhalten gute Gründe: Er habe sich eben um die Korruption in der Ukraine gesorgt.

Eigentlich sollte der Mann, den die New York Times einen "Pitbull" nannte, bei den Anhörungen gar keine Rolle spielen. Er ist nicht Mitglied des Geheimdienstausschusses. Um ihm trotzdem einen Platz in den Hearings zu verschaffen, wechselten ihn die Republikaner in letzter Minute in den Ausschuss ein. Aus ihrer Sicht hat sich das wohl gelohnt. Kein Abgeordneter setzt besser die Strategie um, die Trumps Verbündete im Repräsentantenhaus eingeschlagen haben: kein Fehlverhalten zugeben, keinen Fußbreit nachgeben. Je mehr die Impeachment-Untersuchung nach einer parteipolitisch motivierten Veranstaltung aussieht, desto besser für den Präsidenten.

An diesem Kalkül dürfte auch der Umstand nichts ändern, dass nun neue Mitarbeiter des Weißen Hauses ausgesagt haben. Sie bezeichneten Trumps Verhalten gegenüber der Ukraine als "unangemessen". Auf Jordans Loyalität, davon kann man ausgehen, kann sich der Präsident verlassen. Ob er den notorischen Lügner Trump denn gar nie lügen gehört habe, wurde er von CNN einmal gefragt, kein einziges Mal? Nein, sagte Jordan: "Das habe ich nicht."

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