Präsidentschaftswahlkampf in den USA:Der klügere Bush

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Jeb Bush bei der Verkündung seiner Bewerbung als Präsidentschaftskandidat für die Republikaner in Miami (Foto: Bloomberg)

Jeb Bush will als drittes Mitglied der einflussreichen Politikerdynastie US-Präsident werden. Gefährlich werden könnte ihm dabei das zweifelhafte Erbe seines Bruders George W.

Von Sacha Batthyany

Nicht, dass es noch ein Geheimnis gewesen wäre. Seit Monaten schon bemüht sich Jeb Bush darum, der Kandidat der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl 2016 zu werden. Am Montag verkündete er offiziell seine Bewerbung.

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Gewinnt er die parteiinterne Vorwahl, wäre John Ellis Bush, genannt Jeb, der Dritte seiner Familie, der ins Weiße Haus einziehen will. Zwei haben es geschafft, sein Vater George H. W. Bush und sein älterer Bruder George W. Bush. Jetzt also wieder ein Bush? Und ausgerechnet gegen die Demokratin Hillary Clinton, auch so eine Vertreterin einer Politikdynastie? Selbst Jebs Mutter Barbara war einst von der Idee nicht begeistert. "Wenn wir nicht mehr als zwei oder drei Familien finden, die sich für hohe Ämter bewerben, ist das dämlich", meinte sie vor einem Jahr. Mittlerweile aber bezeichnete sie ihren Jeb als "die am besten qualifizierte Person" für das Amt.

Dass er Spanisch spricht, ist einer seiner größten Trümpfe

Inszenieren wird sich Bush, 62, im Wahlkampf wohl so, wie sich republikanische US-Präsidentschaftskandidaten stets inszenieren - als konservativer Reformer, authentisch, als Mann der Mitte; aber (und das ist das Besondere an Jeb Bush) auch als einer, der ein Ohr hat für die Nöte von Minderheiten, vor allem die der Latinos. Denn dass er Spanisch spricht und eine aus Mexiko stammende Ehefrau hat, sind zwei seiner größten politischen Trümpfe. Sie könnten seine Attraktivität bei der am schnellsten wachsenden Minderheit, die schon heute eine wichtige politische Kraft ist, deutlich erhöhen. Etwa 53 Millionen Hispanics oder Latinos leben in den USA - die meisten von ihnen Staatsbürger mit Wahlrecht.

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Jeb Bush lernte seine Frau Columba Garnica Gallo mit 17 Jahren kennen, in einem kleinen Dorf nahe der mexikanischen Stadt León. Die Reise dorthin war das vielleicht Ausgefallenste, was Jeb Bush in seinem Leben je gemacht hat. Er entschied sich 1970, drei Monate lang in diesem mexikanischen Nest eine Schule mit aufzubauen. Wie seine Eltern George und Barbara reagierten, als er ihnen am Telefon erzählte, er wolle eine arme Mexikanerin heiraten, steht in dem Buch "The Bushes: Portrait of A Dynasty": "Es hat uns getroffen wie ein Blitz eines texanischen Gewitters."

Jeb ist klüger, neugieriger, unkonventioneller als George W.

Später ging Jeb Bush in die Politik, 1999 wurde er Gouverneur des Bundesstaates Florida. Im Vergleich zu seinem sieben Jahre älteren Bruder George W. ist er sicher der Unkonventionellere, Neugierigere, Klügere. Seit dem Ende seiner Gouverneurszeit 2007 war er in 22 Ländern als Geschäftsmann unterwegs. Gerade kommt er aus Europa zurück, wo er Deutschland, Warschau und Estland besucht hatte. Aber natürlich hängt der Schatten der gescheiterten Präsidentschaft seines Bruders über ihm. Für viele Amerikaner ist der Name Bush immer noch ein Synonym für Krieg im Ausland und eine zum Teil desaströse Wirtschaftspolitik im Inland.

Jeb Bush weiß, dass sein Familienname eine Bürde ist. Sein offizielles Wahlkampflogo jedenfalls nennt nur seinen Vornamen: "Jeb! 2016".

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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