Profil:Irina Bokova

UNESCO seeks to improve cooperation with Lebanon; UNESCO seeks to improve cooperation with Lebanon

Unesco-Chefin, die vergeblich um das Weltkulturerbe in Syrien kämpft: Irina Bokova.

(Foto: Wael Hamzeh/dpa)

Unesco-Chefin, die vergeblich um das Weltkulturerbe in Syrien kämpft.

Von Joseph Hanimann

Der Chefposten bei der Unesco, der UN-Organisation für Kultur, Bildung und Wissenschaft, ist ehrenvoll und undankbar. Mindestens einmal pro Woche muss Irina Bokova eine meistens wirkungslose Protesterklärung abgeben - gegen die Verhaftung eines Schriftstellers irgendwo in der Welt, gegen die Schließung einer Schule oder gegen die Bedrohung eines Weltkulturerbes wie jenes von Palmyra in Syrien durch die Terrormiliz IS. Vergangene Woche forderte die Generaldirektorin ziemlich illusionslos "die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen". Die 1952 in Sofia geborene, am Moskauer Staatsinstitut für internationale Beziehungen und dann in Harvard ausgebildete Musterschülerin der Diplomatie bewältigt dieses protokollarische In-den-Wind-Reden nicht ohne Geschick.

Dabei war die Wahl der Bulgarin in dieses Amt 2009 zunächst nicht vorgesehen. Favorit war der Ägypter Farouk Hosni, Mubaraks langjähriger Kulturminister. Der Einspruch Israels und Intellektueller wie Elie Wiesel konnte die Wahl dieses Mannes aber abwenden, der im ägyptischen Parlament erklärt hatte, er würde in der Bibliothek von Alexandria verbliebene Bücher aus Israel eigenhändig verbrennen. Bokova, einst Außenministerin und Botschafterin ihres Landes in Paris, konnte sich unter den acht Gegenkandidaten als Kompromisskandidatin durchsetzen und wurde die erste Frau in der Unesco-Direktion. Sie setzte bei der Unesco einige neue Prioritäten, wie die Bildung für Mädchen und Frauen. Zum ersten Mal schuf sie in der Unesco auch die Stelle eines Sonderbeauftragten für das Erinnern an den Holocaust.

Dieses Ansehen speziell in der westlichen Welt wurde ihr besonders nützlich, als 2011 die Aufnahme Palästinas als Vollmitglied der Unesco den Zorn Israels und den Unwillen der USA hervorrief, die ihren Finanzbeitrag einstellten. Mit einer kleinen Delegation reiste Bokova nach Saudi-Arabien und konnte dank einer Sonderzuwendung von König Saud den Haushaltseinbruch der Unesco teilweise abfangen. Der geschickte Kurs führte 2013 zur Wiederwahl Bokovas für eine zweite Amtszeit als Generaldirektorin.

Hartbleiben hinter versöhnlichen Worten, taktische Langzeitplanung und manchmal kurzfristiges Nachgeben sind das Grundrezept dieser Frau. Mitunter scheut sie sich auch nicht, ihre Partisanen zu brüskieren. Als im letzten Jahr auf Druck der arabischen Staaten eine Unesco-Ausstellung über "3500 Jahre jüdische Präsenz im Heiligen Land" kurz vor der Eröffnung abgesagt wurde, war das für manche ein Skandal. Unter dem Titel "Die verlorene Ehre der Irina Bokova" schimpfte der Intellektuelle Bernard-Henri Lévy in einer Kolumne, dafür hätten er und einige Freunde nicht den ägyptischen Kandidaten Hosni verhindert. Für intellektuelle Rampengefechte ist die Diplomatin aber nicht zu haben. Sie setzt sich diskret schon in Position als mögliche Kandidatin für die Nachfolge ihres Chefs, des UN-Generalsekretärs Ban Ki-Moon.

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