Profil:Ingo Zamperoni

´Tagesthemen" - Ingo Zamperoni

Neuer frisch-frecher Moderator der ARD-Tagesschau: Ingo Zamperoni.

(Foto: Karlheinz Schindler/dpa)

Neuer frisch-frecher Moderator der ARD-"Tagesthemen".

Von David Denk

Weil ein Bild ja bekanntlich ziemlich viel sagt, sollte man mal einen kurzen Blick werfen auf eines der Fotos, die Ingo Zamperoni dem SZ-Magazin 2014 in der Rubrik "Sagen Sie jetzt nichts" zur Antwort gab: Darauf streckt er die rechte Grußhand der Kamera entgegen und lächelt halb verschmitzt, halb gönnerhaft. Auf dem Foto wie auch in der persönlichen Begegnung gelingt ihm das Kunststück, zugleich entschlossen und gelassen zu wirken. Die dazugehörige Frage lautete: "Wie enttäuscht waren Sie, als nicht Sie, sondern Thomas Roth Nachfolger von Tom Buhrow bei den 'Tagesthemen' wurde?"

Das Foto sagt: höchstens ein bisschen. Ich hab' ja Zeit. Dann gehe ich jetzt halt erst mal als Korrespondent in die USA, und wenn ich wiederkomme, ist Ihnen und mir ja eh klar, was ich dann machen werde. Zum 1. Oktober wird Zamperoni, 41, nach dann knapp drei Jahren in Washington, nun eben Nachfolger von Roth, der erst noch Resturlaub nimmt und zum 30. November in den Ruhestand geht. Die Personalie beschlossen die ARD-Intendanten auf ihrer Sitzung in Potsdam einstimmig.

Die "Tagesthemen" hat das NDR-Eigengewächs bereits als fester Vertreter von Tom Buhrow und Caren Miosga, mit der Zamperoni sich künftig abwechseln wird, von 2012 bis 2014 moderiert und sich mit jungenhafter Unbekümmertheit, die sich von der Soigniertheit frühvergrauter Vorgänger wie Hanns Joachim Friedrichs und Ulrich Wickert deutlich abhob, bei Publikum wie Hierarchen schnell eingeprägt. Zamperoni war anders, frischer, frecher - ohne die Seriosität der Marke zu beschädigen. Nur einmal, 2012, schoss er für den Geschmack vieler übers Ziel hinaus, als sich der in Wiesbaden als Ingo Antonio geborene Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters in der Halbzeit des EM-Halbfinales (Italien führte 2:0 gegen Deutschland und gewann später) mit seinem lässigen Lächeln und den Worten "Möge der Bessere gewinnen" verabschiedete.

Im Gegensatz zum Job als "Tagesthemen"-Vertretung - "ein Traum, den ich mich nie getraut hatte zu träumen", wie er 2014 in einem taz-Interview erzählte - war die Korrespondentenstelle in Washington für den mit einer Amerikanerin verheirateten Amerikanisten "ein Traum, den ich seit Beginn meiner Karriere immer aktiv geträumt habe". Nach einem Praktikum 1999 arbeitete Zamperoni anderthalb Jahre als Producer in der US-Hauptstadt und kehrte immer wieder zurück - als Vertretung. Das Wort hat ausgedient, die Zeiten sind für Zamperoni nun vorbei.

Sein erster Chef in Washington hieß übrigens Claus Kleber, der anschließend auch Nachrichtenmoderator wurde, beim ZDF-"Heute-Journal"; ein üblicher Karriereweg. In einem Zeit-Porträt äußerte sich Kleber 2015 sehr wohlwollend über seinen künftigen Konkurrenten: Alle seien sich damals einig gewesen, dass der freundliche, blitzgescheite Junge eines Tages zurückkehren würde - als Studioleiter. Der Job muss erst mal warten.

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