Profil:Htin Kyaw

Htin Kyaw, Aung San Suu Kyi

Htin Kyaw: Myanmars neuer Präsident und Statthalter der Lady.

(Foto: Aung Shine Oo/AP)

Myanmars neuer Präsident und Statthalter der Lady in dem Amt.

Von Arne Perras

Kaum jemand dürfte den neuen Präsidenten von Myanmar besser kennen als Aung San Suu Kyi. Und so war es auch geplant. Denn die Generäle haben der Wahlsiegerin den Weg an die Spitze des Staates durch eine Verfassungsklausel verstellt. Also musste sie sich etwas einfallen lassen. Sie brauchte einen Kandidaten, der das Amt an ihrer Stelle ausfüllt und tut, was sie für richtig hält. Diese Idee hat nun ein Gesicht. Die Parlamentarier haben, dem Wunsch der Lady folgend, den 69 Jahre alten Htin Kyaw zum Präsidenten gemacht.

Ob der hochgewachsene Ökonom eine Wahl hatte, sich auf dieses Abenteuer einzulassen oder nicht - nur er und Suu Kyi wissen es. Die Lady ist eine resolute Frau und Htin Kyaw ein enger Freund, den sie schon aus Schulzeiten kennt. Freunde haben Pflichten. Für den neuen Staatschef bedeutet dies nun, im Gleichklang mit Suu Kyi zu regieren.

Nun sind Marionetten auf der politischen Bühne fast immer ein alarmierendes Zeichen. Die wahre Macht haben dann oft Diktatoren. In Myanmar aber liegen die Dinge anders. Suu Kyi hat eine demokratische Wahl gewonnen, doch sie wird eben von den alten Kräften blockiert. Ihr blieb kein anderer Weg, um den Willen des Volkes zu erfüllen, dass sie das Land führen soll. Darauf spielte Htin Kyaw auch an, als er seine Wahl zum Präsidenten zum Sieg Suu Kyis erklärte.

Es dürfte schwer werden, für beide. Synchrones Regieren ist hart. Für Htin Kyaw bedeutet es einen brutalen Spagat. Einerseits spielt er nun den mächtigsten Mann im Staat. Anderseits muss er sich Zurückhaltung auferlegen. Doch Weggefährten heben hervor, dass er sich schon immer durch Bescheidenheit und Anstand ausgezeichnet habe. Der Sohn eines Dichters studierte in Großbritannien, den USA und Japan, später arbeitete er im Industrie- und Außenministerium, bevor er auf Distanz zum Militär ging. Zuletzt führt er eine Stiftung, die Suu Kyi ins Leben gerufen hatte. Und immer wieder sah man Htin Kyaw am Steuer sitzen, wenn die Lady von einem Termin zum anderen eilte.

Es war also nie seine Sache, sich in den Vordergrund zu spielen. Wenn das so bleibt, muss die Friedensnobelpreisträgerin kaum fürchten, dass Htin Kyaw sie nun im Stich lassen könnte, um alleine vorzupreschen. Noch schlimmer wäre für sie, wenn ein vermeintlich loyaler Staatschef heimlich gegen sie arbeitete. Zu erwarten ist dies nicht, schließlich stand Htin Kyaw in den langen Tagen des Hausarrests immer stützend an Suu Kyis Seite. Er selbst soll vier Monate im Gefängnis der Junta verbracht haben.

Vermutlich wird es Htin Kyaw nicht immer gelingen, im völligen Gleichschritt mit Suu Kyi voranzugehen, mit Missverständnissen oder Widersprüchen ist zu rechnen. Ihre Gegner wissen das. Ein Hardliner aus den Reihen des Militärs hat gerade einen der beiden Vizeposten im Präsidentenamt besetzt. Htin Kyaw muss also wachsam bleiben.

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