Profil:Guillaume Faury

Der neue Chef von Airbus, ein früherer Testpilot, hat nun viele Probleme zu lösen.

Von Caspar Busse

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(Foto: imago)

Mit Fliegen kennt er sich aus: Guillaume Faury, 51, seit diesem Mittwoch Chef des Airbus-Konzerns, war selbst mal Testpilot und steuerte neue Hubschrauber. Seine Pilotenlizenz nicht mehr aktiv, weil Faury keine Zeit mehr für regelmäßige Flüge hat. Die Begeisterung für die Luftfahrt-Technik, für das Fach, das er einst studierte, ist dem Franzosen geblieben.

Faury lebt mit seiner Familie in Paris und hat einen für französische Manager typischen Werdegang: Geboren in Cherbourg in der Normandie besuchte er eine Jesuiten-Schule und ging dann auf eine der Elitehochschulen in Paris. 1993 fing er zunächst in der französischen Verwaltung an, war im Auftrag des Verteidigungsministeriums zuständig für den Kampfhelikopter Tigre. 1998 wechselte er zu Airbus, in die Hubschrauber-Sparte. 2009 ging Faury zum Autobauer Peugeot-Citroën und war dort im Vorstand für Forschung und Entwicklung tätig. Sein Vorgänger an der Airbus-Spitze, Tom Enders, holte ihn 2013 zurück.

Manche sehen Faury als "Anti-Enders". War der Deutsche direkt, oft unwirsch und sehr kritikfreudig, ist Faury eher zurückhaltend, wirkt verbindlich und diplomatisch. Enders, seit 2005 mit Unterbrechung Airbus-Chef, kümmerte sich um die große Strategie und war damit beschäftigt, den Einfluss der Politik auf Airbus zurückzudrängen sowie die internen Eifersüchteleien zwischen Deutschen und Franzosen abzubauen. Faury dagegen arbeitet gerne an Details. "Wir haben wieder einen Ingenieur an der Spitze, und das werden wir auch merken", sagt ein führender Manager bei Airbus. Viele im Konzern hoffen, dass es nun wieder mehr um Technik und das Geschäft geht. Aber ist Faury wirklich der Richtige? Airbus ist nach wie vor ein politisches Unternehmen, das hohe öffentliche Aufmerksamkeit hat, es ist mit rund 134 000 Mitarbeitern und 64 Milliarden Euro Umsatz immerhin einer der wenigen europäischen Champions, die auch weltweit erfolgreich sind. Boeing und Airbus sind fast gleichauf die größten Hersteller von Verkehrsflugzeugen.

Es wird schwer für ihn: Der Neue an der Spitze des deutsch-französischen Luft- und Raumfahrtkonzerns hat es gleich mit einer ganzen Reihe von Problemen zu tun. So hat Airbus immer wieder große Schwierigkeiten in der Produktion; die Wartezeiten etwa beim Airbus A 320, einem der meistverkauften Flugzeuge, sind lang. Noch immer läuft die Fertigung der Maschinen nicht so effizient, wie es sein sollte, sie ist verteilt auf viele Standorte in Europa, immer noch gibt es teure Doppelarbeiten. Dazu kommen die massiven Probleme des Konkurrenten Boeing, die Maschinen des Typs 737 Max stehen nach zwei verheerenden Abstürzen am Boden. Das könnte auch Airbus beeinträchtigen: Das Vertrauen in die Luftfahrt insgesamt ist in Gefahr. Das gilt auch für das Image der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA. Zulassungsprozesse könnten künftig noch komplexer werden. Dazu kommt eine massive Korruptionsaffäre bei Airbus, die derzeit untersucht wird, für viel Unruhe sorgt und möglicherweise hohe Strafen nach sich zieht. Und wie sieht das Fliegen der Zukunft in Zeiten des Klimawandels aus? Auch darauf muss Faury, der sich früher bei Airbus auch um das Thema Flugtaxis gekümmert hat, bald eine gute Antwort finden.

Faury hat seine Antrittsbesuche in Berlin bereits hinter sich, auch im Bundeskanzleramt. Deutschland ist - wie Frankreich - indirekt noch immer mit elf Prozent an Airbus beteiligt. Das Verhältnis zwischen Enders und Angela Merkel galt als angespannt, seit die Politik vor Jahren eine Milliardenfusion verhindert hat. Faury könnte auch hier einen Neuanfang probieren. Er hat sich bereits eine neue Führungsmannschaft zusammengestellt, darunter zwei Deutsche für Finanzen und Strategie. Im Konzern wird Englisch gesprochen, Faury kann zudem sehr gut Deutsch, auch wenn er sich öffentlich damit bislang zurückhält.

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