Profil:Eveline Widmer-Schlumpf

Swiss Finance Minister

Eveline Widmer-Schlumpf, die Schweizer Finanzministerin, steht im Visier der Rechtspopulisten.

(Foto: Reuters)

Schweizer Finanzministerin im Visier der SVP.

Von Charlotte Theile

Die Schweizer Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf ist als nüchterne, fleißige Politikerin bekannt. Eigentlich keine Person, die die Medien bewegt. Seit der Nationalratswahl vom vergangenen Sonntag jedoch wird kein Name so oft genannt wie jener der 59-jährigen Juristin, die der Boulevard am liebsten mit EWS abkürzt. EWS "muss weg" befand der Blick gleich am Montag und unterstützt so die Forderung der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP), deren Mitglied Widmer-Schlumpf einmal war.

Heute ist Widmer-Schlumpf die Anti-These zur SVP, die bei der Wahl am Sonntag ein Rekordergebnis von fast 30 Prozent erzielte und im Nationalrat künftig 65 von 200 Sitzen einnehmen wird. In der Regierung, dem Bundesrat, besetzt die SVP nur einen von sieben Sitzen, ist also klar unterrepräsentiert. Das müsse sich ändern, fordert die Partei, unterstützt von der wirtschaftsliberalen FDP. Bei den anderen Parteien stößt die Forderung der SVP auf Widerstand, viele wollen ein zweites SVPMinisterium nach Kräften verhindern. Sie setzen auf Widmer-Schlumpf.

Die Politikerin aus der rätoromanischen Minderheit im Kanton Graubünden hat so ihre Erfahrungen mit der SVP: Als sie 2007 für die Partei in den Bundesrat gewählt wurde, löste sie Christoph Blocher ab, den Übervater der Rechtspopulisten. Die SVP schloss sie daraufhin aus. Heute gehört Widmer-Schlumpf der neu gegründeten Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP) an, als Finanzministerin hat sie sich einen sehr guten Ruf erworben. 70 Prozent der Schweizer sind mit ihrer Arbeit zufrieden, 38 Prozent finden, sie solle auch jetzt noch im Bundesrat verbleiben.

Besonders wahrscheinlich ist das nicht. Der Anspruch der Rechtskonservativen auf einen zweiten Bundesratssitz kann nach dem Wahlerfolg vom Sonntag kaum bestritten werden. Und: Selbst wenn sich die Mitte-Parteien, zu denen Widmer-Schlumpfs kleine BDP gehört, zusammenschließen, ist es keineswegs ausgemacht, dass die Finanzministerin bei der Bundesratswahl am 9. Dezember im Amt bestätigt würde. Gegen ihren Willen vom Parlament abgewählt zu werden, das wäre für die Politikerin eine Schmach, die sie wohl zu verhindern weiß.

Schon vor der Parlamentswahl hatte sie betont, dass sie sich einen Abschied in Würde wünsche. Sie ist selbst Tochter eines Bundesrates: Ihr Vater Leon Schlumpf war Verkehrs- und Energieminister, wie seine Tochter wechselte er 2008 zur BDP. Auch thematisch gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Vater und Tochter: Widmer-Schlumpfs großes Anliegen ist die Energiewende. Hierbei wird sie von SVP und FDP bekämpft, die Nachteile für die Industrie befürchten. Sollte sie sich entscheiden, wieder anzutreten, ginge es der Politikerin wohl auch um dieses Thema. Am Mittwoch wollte Widmer-Schlumpf jedenfalls keine Fragen dazu beantworten, ob sie den Kampf mit den Rechtspopulisten noch einmal aufnimmt.

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