Süddeutsche Zeitung

Profil:Emily Blunt

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Die britische Schauspielerin ist für Disney die neue Mary Poppins.

Von David Steinitz

Junge Hollywood-Schauspielerinnen, die einen gut dotierten Job suchen, kommen derzeit nicht um das mächtige Disney-Studio herum. Dort ist man nach einem knappen Jahrhundert Zeichentrickgeschichte gerade schwer damit beschäftigt, die alten Trick-Klassiker als real inszenierte Blockbuster wieder auferstehen zu lassen. Emma Watson zum Beispiel wird bald als Belle in der Neuauflage von "Die Schöne und das Biest" zu sehen sein; oder Emma Stone als garstige Cruella de Vil in "101 Dalmatiner".

Der begehrteste Disney-Job aber, über den in der US-Filmindustrie monatelang heiß spekuliert wurde, geht nun an die Engländerin Emily Blunt. Sie wird das legendäre Kindermädchen Mary Poppins spielen, das an seinem Regenschirm vom Himmel schwebte, um einer etwas dysfunktionalen Londoner Oberschichtsfamilie ein paar Lektionen in Sachen Lebenslust zu verpassen. "Mary Poppins Returns" soll lose an den Filmklassiker von 1964 mit Julie Andrews anknüpfen und frei nach der Buchreihe der Schriftstellerin P. L. Travers ein neues Kindermädchen-Märchen erzählen. Natürlich wieder als fideles Musical mit vielen Songeinlagen.

Die 33-jährige Emily Blunt wird mit dem Film, der 2018 starten soll, zu ihren komödiantischen Anfängen im Kino zurückkehren. In den vergangenen Jahren hat sie vor allem ziemlich düstere Filmspektakel gedreht, etwa den harten Grenzthriller "Sicario", in dem sie als FBI-Agentin mexikanische Drogenkartellbosse jagte.

Berühmt wurde sie aber vor allem durch die Komödie "Der Teufel trägt Prada" aus dem Jahr 2006. Darin spielte sie eine eisige Modemagazin-Assistentin so famos garstig, dass sie den Hauptdarstellerinnen Meryl Streep und Anne Hathaway komplett die Show stahl. Eine Paraderolle, mit der sie lustvoll das etwas behäbige Klassikerrepertoire abschüttelte, das sie zu Beginn ihrer Karriere auf der Bühne und im Fernsehen spielte. Sperrige Dialogsätze aus der englischen Theaterschatzkiste hätten zwar durchaus Charme, sagte sie dazu später. "Aber versuchen Sie mal einen Satz wie 'Der gefallene Adler ist Caesar!' natürlich rüberzubringen."

Blunt, geboren 1983 in London, wuchs als zweites von vier Kindern in einem strengen Elternhaus auf. Die Eltern legten viel Wert auf eine teure Privatausbildung. Weil Emily als Kind stotterte, forderte ein Lehrer sie auf, es mit einem Rollenspiel zu probieren und eine andere Stimme zu imitieren. Ergebnis: Das Stottern war weg - und der Wunsch, Schauspielerin zu werden, da.

Obwohl sie seit Jahren mit ihrem Mann, dem US-Schauspieler John Krasinski, in Los Angeles lebt und seit 2015 auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, hat sie sich eine schöne Portion britischer Ironie und Hollywood-Skepsis bewahrt: "Ich finde es immer peinlich, wenn Filmmenschen über ihren kreativen Arbeitsprozess philosophieren, das klingt so weltfremd. Dann stelle ich mir vor, wie jemand das liest und sich sofort denkt: Such dir eine anständige Arbeit!"

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Quelle:
SZ vom 03.06.2016
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