Süddeutsche Zeitung

Profil:Elle Fanning

Lesezeit: 2 min

Die Schauspielerin machte früh Karriere, jetzt ist sie Mitglied der Cannes-Jury.

Von David Steinitz

Die amerikanische Schauspielerin Elle Fanning ist in diesem Jahr das jüngste Mitglied der internationalen Jury des Filmfestivals von Cannes. In den kommenden Tagen wird sie mit ihren acht Kollegen, darunter altgediente Regiestars wie Alejandro González Iñárritu und Pawel Pawlikowski, über die Vergabe der Goldenen Palme für den besten Film entscheiden. Aber obwohl Fanning erst 21 Jahre alt ist, kann man sie fast schon als Kinoveteranin bezeichnen - ihren ersten Film drehte sie mit drei.

Damals war ihre ältere Schwester Dakota Fanning einer der größten Kinderstars Hollywoods, drehte mit Tom Cruise, Robert De Niro und Denzel Washington. Auch im Drama "Ich bin Sam" von 2001 übernahm Dakota eine der Hauptrollen. Für einige Kleinkindszenen brauchte man noch eine jüngere Version von ihr, und dafür sprang ihre dreijährige Schwester Elle ein. In derselben Konstellation drehten die Schwestern noch einige Projekte zusammen wie zum Beispiel die Serie "Taken", bevor auch aus Elle ein eigenständiger Kinderstar wurde.

In den frühen Nullerjahren machte sie drei, vier oder auch mal fünf Filme oder Serienfolgen pro Jahr. Während der Ruhm bei ihrer Schwester mit Beginn der Adoleszent eher nachließ, legte Elle als Jugendliche erst richtig los. Dabei interessierte sie sich schon früh dafür, was in der amerikanischen Filmbranche noch außerhalb des etablierten Studiobetriebs in Hollywood los ist. Ab und an kann man sie zwar noch in einem Blockbuster wie dem Disney-Märchenfilm "Maleficent" (2014) sehen. Aber vor allem wurde sie zu einer der wichtigsten Protagonistinnen des US-Independent-Kinos.

Das hat sie vor allem dem mächtigen Kinoclan der Coppolas zu verdanken, die schon immer eine Filmfamilie mit exzellentem Gespür für den Starnachwuchs waren. Francis Ford Coppola besetzte sie 2011 in seiner Horrorgroteske "Twixt", mit der er zu seinen Wurzeln als junger Experimentalfilmer zurückkehrte.

Auch mit Tochter Sofia Coppola arbeitete Fanning erfolgreich zusammen, zunächst bei der Tragikomödie "Somewhere" (2010), dann beim Drama "Die Verführten" (2017). Auf der Werbetour dieses Films versicherte Sofia Coppola im Interview begeistert, dass sie ihre junge Darstellerin für eine der talentiertesten ihrer Generation halte. "Die Verführten" feierte seine Weltpremiere in Cannes, genauso wie der Thriller "The Neon Demon", für den Fanning 2016 erstmals an die Croisette reiste. Für ihr Alter hat sie also schon ordentlich Erfahrungen gesammelt mit dem Trubel auf dem wichtigsten Filmfestival der Welt.

Besonders ihr Auftritt in "The Neon Demon" war ihr wichtig. Darin spielt sie eine junge Frau, die aus der Provinz nach Los Angeles kommt, um Model zu werden, und in die finsteren Abgründe der amerikanischen Showbusiness-Welt hineingezogen wird. Mit der Rolle karikierte und torpedierte Fanning ihr Image als makellos schönes, braves, perfektes amerikanisches Mädchen. "Die Obsession der Menschen mit Schönheit und Perfektion kann dich kaputtmachen", sagt Fanning. "Es gibt keine Perfektion, und doch versuchen die Leute, perfekt zu sein, und das macht sie irgendwann wahnsinnig."

Und wie steht es mit ihrem Filmgeschmack als Zuschauerin und Preisrichterin? Insgesamt 21 Wettbewerbsfilme werden sich Fanning und ihre Mitjuroren ansehen, darunter Arbeiten von Regielegenden wie Pedro Almodóvar, Ken Loach, Terrence Malick und Jim Jarmusch. Bei einem der Werke, die um die Goldene Palme konkurrieren, die am 25. Mai verliehen wird, könnte die Jurorin Elle Fanning allerdings ein klitzekleines bisschen voreingenommen sein.

Es handelt sich um Quentin Tarantinos Film "Once Upon a Time in Hollywood", in dem neben Leonardo DiCaprio und Brad Pitt unter anderem eine junge Schauspielerin namens Dakota Fanning zu sehen ist.

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SZ vom 16.05.2019
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