Süddeutsche Zeitung

Profil:David Friedman

US-Botschafter in Israel und Trumps Einflüsterer.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Für den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas ist nicht US-Präsident Donald Trump der Hauptverantwortliche für den sogenannten Friedensplan und die damit aufgekommenen Spannungen, sondern David Friedman. Der US-Botschafter in Israel habe gemeinsam mit Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und dem ehemaligen Berater Jason Greenblatt Trump die Vorschläge geliefert, klagte Abbas.

Tatsächlich hat David Friedman,61, nie einen Hehl daraus gemacht, dass er auf der Seite Israels steht. Der Sohn eines Rabbiners heißt mit vollem Namen David Melech Friedman und ist ein orthodoxer Jude, der seine Bar Mitzwa 1971 an der Klagemauer in Jerusalem gefeiert hat. Er galt schon als treibende Kraft hinter Trumps Entscheidung, die US-Botschaft zu verlegen und Jerusalem als "unteilbare Hauptstadt Israels" anzuerkennen. Wenn er von Jerusalem spricht, dann ist das für ihn die "ewige Hauptstadt Israels".

Friedman ist tatsächlich Mitverfasser des Nahostplans und hat nach dessen Präsentation vergangenen Dienstag erklärt, Israel könne sofort mit der Annexion der Siedlungen im Westjordanland und des Jordantals beginnen. Als Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Entscheidung darüber für die Regierungssitzung an diesem Sonntag versprach, warnte Trumps Schwiegersohn Kushner davor: Die USA wollen vor weiteren Schritten erst die Parlamentswahl am 2. März abwarten. Netanjahu sagte die Kabinettssitzung ab und muss sich nun entscheiden, ob er ein Versprechen bricht oder Trump verärgert. Friedman ist für Netanjahu jedenfalls "der beste Freund Israels". Noch ehe Friedman im März 2017 zum US-Botschafter in Israel ernannt wurde, war er regelmäßig im Land. Er besitzt seit Jahren ein Penthouse im Jerusalemer Viertel Talbiya - in Gehweite der in den Stadtteil Arnona verlegten US-Botschaft.

Vor seinem Wechsel auf diese Position war Friedman Anwalt. Er hatte an der renommierten Columbia University in New York studiert, sich auf Insolvenzrecht spezialisiert und war für Trumps Immobilienfirma tätig. Er ist Gründungspartner der Kanzlei Kasowitz, Benson, Torres & Friedman. Obwohl er über keine diplomatischen oder politischen Erfahrungen verfügte, wurde er von Trump, der ihn als "langjährigen Freund" bezeichnet, als Botschafter nominiert. 52 Senatoren stimmten für ihn, 46 gegen ihn. Dass er politisch rechts und auf Seiten der Siedler steht, war schon vor seiner Kür klar: Friedman ist Präsident des Vereins "Amerikanische Freunde von Bet El", der bis 2016 rund zwei Millionen Dollar für die Siedlung Bet El bei Ramallah gesammelt hat. Er schreibt auch regelmäßig für das rechte Nachrichtenportal Arutz Scheva.

Dabei schreckt er vor extremen Formulierungen nicht zurück: So beschrieb er Mitglieder der liberalen amerikanisch-jüdischen Plattform J Street als "weit schlimmer als Kapos" - eine Bezeichnung der Nazis für Lageraufseher aus dem Kreis der Häftlinge. Trumps Vorgänger im Weißen Haus, Barack Obama, beschimpfte er während Trumps Wahlkampf als Antisemiten, weil er für eine Zwei-Staaten-Lösung kämpfte. Als Botschafter ließ Friedman sich bei einem Besuch in der Stadt Bnei Brak, in der viele Ultraorthodoxe wohnen, mit einem Bild des Tempelbergs in Jerusalem fotografieren, auf dem anstelle der muslimischen Stätten ein jüdischer Tempel hineinmontiert wurde. Später erklärte er, die USA respektierten den Status quo.

Friedmans Tochter Talia ist inzwischen offiziell israelische Staatsbürgerin. Im August 2017 wanderte die damals 23-jährige Krankenschwester mithilfe der Einwanderungsorganisation "Nefesch B'Nefesch" nach Israel aus. Der US-Botschafter nahm sie mit seiner Frau Tammy Deborah in Empfang und sagte der Times of Israel, die ganze Familie sei stolz. "Sie wollte immer in Israel leben, und sie realisiert sich damit einen Traum."

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SZ vom 03.02.2020
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