Profil:Daniela Ludwig

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(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Die Bundes­drogen­beauftragte ist im Visier der Cannabis-Freunde.

Von Kathrin Konyen

Die Shitstormrate von Daniela Ludwig steigt seit einem Jahr stetig. Seit genau einem Jahr bekleidet die Rosenheimer Bundestagsabgeordnete das Amt der Bundesdrogenbeauftragten, seither steht die CSU-Politikerin im Visier der Befürworter einer Cannabis-Liberalisierung - selbst wenn sie im Netz nur ihre Begeisterung für den FC Bayern München, Pumuckl oder Markus Söder kundtut. Drogenpolitik sei "kein Wellnessbereich", sagt die 45-Jährige nun, nach zwölf Monaten im Amt, dafür müsse man "ein bisschen härter gesotten" sein.

Schon als Jens Spahn die Personalie bekannt gegeben hatte, war der Aufschrei groß: Nachdem die Cannabis-Freunde einige Experten vorgeschlagen hatten, entschied sich der Gesundheitsminister für Daniela Ludwig, die keinerlei drogenpolitische Erfahrungen vorweisen konnte. Doch eines sorgte für Aufsehen: Bei ihrer Amtseinführung sagte die Juristin zu, "unvoreingenommen auf das Thema zu schauen" und "neue Akzente zu setzen".

Ludwigs Aufgabe ist es, die Drogenpolitik der Regierung zu koordinieren, Empfehlungen der Fachwelt aufzunehmen und die Drogenpolitik des Bundes in der Öffentlichkeit zu vertreten. Tatsächlich führte die Mutter zweier Kinder im Herbst viele Gespräche mit allen möglichen Experten, auch die Drogenpolitik anderer europäischer Länder schaute sie sich an. Das stimmte die Cannabis-Community optimistisch. Doch bald zeichnete sich ab, dass Ludwig an der Prohibition von Cannabis festhalten möchte. Legalisierung sei das falsche Signal, sagte sie.

Nun mag ihre Position zur Legalisierungsfrage von Cannabis gute Gründe haben. Die andere Frage ist, wie sie damit kommunikativ umgeht. Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit, eine ihrer Hauptaufgaben, erregt sie häufig Unmut. "Besser lesen und verstehen, nicht nur ins Blaue rein kommentieren", rügte sie etwa der drogenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dirk Heidenblut, nachdem Ludwig einen Vorstoß zur Entkriminalisierung von Cannabis kritisiert hatte.

Ungeschickt geht Ludwig mit der Kritik im Netz um. Natürlich sind unter den Postings von Daniela Ludwig auch Kommentare zu finden, die schlicht aufs Pöbeln aus sind, doch viele Legalisierungsbefürworter suchen den ernsthaften Dialog. Die Drogenbeauftragte lässt sich darauf jedoch oft nicht ein; und wenn, zieht sie allzu oft die Fragenden ins Lächerliche, argumentiert fragwürdig.

Im Zusammenhang mit ihrer Forderung nach einem Werbeverbot für Tabak schrieb sie auf Twitter, "dass Zigaretten selbst bei bestimmungsgemäßem Gebrauch Gesundheitsschäden auslösen im Gegensatz zu Zucker oder Alkohol". Als sie von einem Nutzer gefragt wurde, was sie unter "bestimmungsgemäßem Gebrauch von Alkohol" verstehe, antwortete Daniela Ludwig mit dem Gedicht "Die Kunst des Trinkens" von Heinz Erhardt. Die Reaktionen waren absehbar, zumal die Cannabis-Community immer wieder die rechtliche Ungleichbehandlung von Alkohol und Cannabis anprangert. Mit der Aussage "Cannabis ist kein Brokkoli"erreichte die Anti-Ludwig-Bewegung im Netz ihren vorläufigen Höhepunkt.

Angesichts ihres Kleinkriegs mit der Hanf-Szene gehen viele ihrer sinnvollen Initiativen, etwa das Tabakwerbeverbot oder verschiedene Suchtpräventions- und -ausstiegskampagnen, unter. Der Streit um Cannabis sei eben "ideologisch aufgeladen", sagte sie dazu dem Sender ntv in einer Bilanz des ersten Jahres im Amt. Dabei plädiere sie durchaus auch für Milde im Umgang mit Konsumenten. Aber ihr Hauptziel sei eben Gesundheits- und Jugendschutz: "Ich will, dass weniger junge Menschen kiffen."

Ansonsten lässt Daniela Ludwig erkennen, dass sie ihr Amt gern nach der nächsten Bundestagswahl fortführen würde - etwa den Kampf gegen den grassierenden Kokainkonsum. Von der Cannabis-Community wird sie weiter intensiv begleitet werden.

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