Profil:Benjamin Netanjahu

FILE PHOTO: Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu arrives to attend the weekly cabinet meeting at the Prime Minister's office in Jerusalem

Benjamin Netanjahu

(Foto: REUTERS)

Premierminister und ständiger Wiederkehrer in Israels Politik.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Er hat gekämpft und gewonnen - zumindest in seiner Partei. Der rechtsnationale Likud hat sich hinter Benjamin Netanjahu gestellt. Mit mehr als 72 Prozent der abgegebenen Stimmen wurde er vergangenen Donnerstag erneut zum Parteichef und Spitzenkandidaten für die nächste Parlamentswahl in Israel am 2. März gewählt. Und das, obwohl er wegen Bestechlichkeit, Betrugs und Untreue in drei Fällen angeklagt ist und nach zwei Wahlen jeweils keine Regierung zustande gebracht hat. Aber bei seinen Anhängern verfängt Netanjahus Behauptung, dass gegen ihn eine Hexenjagd stattfinde und nur er für Israels Sicherheit garantieren könne.

Das Kalkül des gewieften Taktikers ging auf, dass ein Sieg gegen Gideon Saar, den ersten ernst zu nehmenden Herausforderer seit 14 Jahren, für ihn eine Stärkung bedeuten würde. Die Likud-Basis gilt als loyal. Seit den Anfängen der Partei in den 1970er-Jahren gab es nur vier Vorsitzende. Aber die niedrige Wahlbeteiligung knapp unter 50 Prozent zeigt die wachsende Unzufriedenheit auch im Likud.

Die Mehrheit der Bevölkerung macht Netanjahu dafür verantwortlich, dass in neun Wochen die dritte Wahl binnen eines Jahres abgehalten werden muss. Bei der zweiten Wahl hatte der Likud schon 300 000 Stimmen verloren, das blau-weiße Bündnis unter Benny Gantz siegte. Ohne Netanjahu hätte sich beide Parteien wohl auf eine Koalition geeinigt.

Doch Netanjahu, 70, will nicht weichen und kämpft mit allen Mitteln um Machterhalt und seine Immunität. Er wird diesmal im Wahlkampf - wie vor dem Votum in seiner Partei - mehr Auftritte absolvieren und nicht nur auf soziale Medien setzen. Sein Ziel, Staatsgründer David Ben Gurion als am längsten dienenden Premier Israels zu überholen, hat er bereits erreicht.

Dabei sollte nach dem Willen seines Vaters Benzion Netanjahu nicht Benjamin in die Politik gehen, sondern sein älterer Bruder Yoni. Dieser starb jedoch als Kommandant einer Eliteeinheit bei der Befreiung von entführten Flugpassagieren im ugandischen Entebbe 1976. Bei der Trauerfeier auf dem Jerusalemer Herzlberg trat Benjamin Netanjahu zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf. Damals nannte er sich Ben Nitay. Später wurde er zu "Bibi" - wie ihn heute fast alle nennen. Sein Vater, Professor für jüdische Geschichte, war 1957 mit der Familie in die USA gezogen. In Israel, das damals von der Arbeitspartei dominiert wurde, fühlte sich der radikale Zionist wegen seiner Ansichten verfolgt - die Opferrolle nimmt auch sein Sohn häufig ein. Benjamin Netanjahu kehrte 1988 nach Israel zurück und ging in die Politik.

Netanjahus ständige Begleiterin ist seine dritte Ehefrau Sara, 61, die jüngst selbst vor Gericht stand. Sie wurde zu einer Geldstrafe von 14 000 Euro verurteilt, weil sie jahrelang Essen in Edelrestaurants bestellt hatte, das sie sich vom Staat bezahlen ließ. Auch der jüngste Sohn Yair, 28, erregt Aufsehen. So verlangte er nach einer Tour durch Striptease-Lokale vom Sohn eines Gastycoons Geld für eine Prostituierte mit dem Argument: "Mein Vater hat einen 20-Milliarden-Deal für dich arrangiert, und du kannst mir keine 400 Schekel geben?"

Vielen Israelis sind diese Skandale peinlich, nachhaltig politisch geschadet haben sie Netanjahu nicht. Seit 2009 hält er sich an der Macht. Davor hat er zehn Jahre gebraucht, um sich erneut an die Spitze zu kämpfen. Von 1996 bis 1999 war er schon einmal Regierungschef gewesen.

Diesmal geht es ihm nicht nur um den Wahlsieg, sondern auch darum, einen Prozess wegen dreier Korruptionsfälle zu vermeiden. Der Oberste Gerichtshof oder der Generalstaatsanwalt könnten mit einer Entscheidung, dass er als Angeklagter keine Regierung mehr bilden darf, Netanjahus Karriere beenden. Doch dieser wird, daran kann es keinen Zweifel geben, bis zur letzten Instanz kämpfen und notfalls auch nicht vor einer Demontage der Institutionen und einer politischen Schlammschlacht zurückschrecken.

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