Profil:Barbara Laugwitz

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(Foto: Thorsten Wulff)

Der Rauswurf der Rowohlt-Verlegerin erzürnt viele Autoren des Verlags.

Von Karin Janker

Ein Porträt über Barbara Laugwitz scheitert beinahe daran, dass sich von der Frau, die seit vier Jahren den Rowohlt-Verlag leitet, kein Foto in den üblichen Bilddatenbanken findet. Das aber ist bereits Teil der Geschichte: Laugwitz soll zum Jahresende ihren Posten räumen - mutmaßlich, weil der Verlag jemanden an der Spitze haben möchte, der einen stärkeren Willen zur Selbstprofilierung besitzt. Florian Illies soll neuer Verleger bei Rowohlt werden. Die Buchbranche lechzt nach Geschichten, mit denen sich Bücher verkaufen lassen, und Illies liefert sie.

Von Florian Illies gibt es in den Datenbanken zahlreiche Bilder. Und einen Wikipedia-Artikel, der seine Biografie in griffigen Anekdoten darlegt (Gudrun Pausewang war seine Grundschullehrerin). Illies kennt man als Autor von "Generation Golf" oder "1913", als Journalisten, Magazin-Gründer und Gesellschafter des Auktionshauses Villa Grisebach. Barbara Laugwitz hat keinen Eintrag in Wikipedia.

Sie teilt mit ihrem Nachfolger das Geburtsjahr 1971, ansonsten wenig. Laugwitz hat den Rowohlt-Verlag 2014 von Alexander Fest übernommen. Der war zwölf Jahre zuvor geholt worden, um den Glanz alter Tage zurückzubringen. Schließlich war Rowohlt früher, so sagte es einmal eine Werbekampagne, "ein amerikanischer Verlag, der zufällig in Deutschland" lag: Ernest Hemingway, William Faulkner, Toni Morrison, Thomas Pynchon, Paul Auster sind bis heute Rowohlt-Autoren. Doch Rowohlt war immer auch ein Mischverlag. Rowohlts Rotationsromane waren Deutschlands erste Taschenbuchreihe, und noch immer gehören Krimis, Liebes- und Fantasyromane zum Portfolio. "Mein Verlag hat kein Gesicht, aber tausend Augen", soll Verlagsgründer Ernst Rowohlt gesagt haben.

Barbara Laugwitz stand als Verlegerin für die Vereinbarkeit dieser Welten, für die Vieläugigkeit des Verlags. Sie hat in Oxford Altphilologie studiert - "aber auch drei Jahre lang im Baumarkt an der Kasse gejobbt", erzählte ihr Kollege in der Doppelspitze, der kaufmännische Geschäftsführer Peter Kraus vom Cleff, einmal. Zu Rowohlt kam Laugwitz 2005, nach einem Volontariat bei Droemer Knaur und einer Zeit als Lektorin bei Ullstein. Sie begann beim Sachbuch im Taschenbuchbereich; von 2012 an leitete sie die gesamte Taschenbuchsparte im Rowohlt-Mutterhaus. Sie holte Autoren wie Jan Weiler, Eckart von Hirschhausen und Ildikó von Kürthy, deren Bücher Bestseller wurden. Die Zahlen waren gut unter Laugwitz. Und auch die Sorge ihrer Kritiker, sie kümmere sich zu sehr ums Populäre und vernachlässige die Kunst, erwies sich als unbegründet. Erst kürzlich ermöglichte sie ein Buch mit Theaterstücken Elfriede Jelineks. Dennoch wurde ihr Ende August überraschend gekündigt; "unterschiedliche Vorstellungen über den weiteren Weg" seien der Grund, sagte Joerg Pfuhl, Vorstand der Holtzbrinck-Buchverlage. Erschien Barbara Laugwitz, die wirtschaftlich und verlegerisch erfolgreich war, zu farblos? Laugwitz machte ihre Arbeit gut, aber sie tat sie im Hintergrund. Anders als ihr dürfte man Illies künftig im Fernsehen, in der Presse und vielleicht auch wieder als Buchautor begegnen. Jo Lendle bei Hanser, Felicitas von Lovenberg bei Piper sind Verlegertypen, an denen man sich offenbar auch bei Rowohlt orientiert. Die Branche sehnt sich nach Charakterköpfen mit starker Geschichte.

Um Laugwitz, der eine Kontaktsperre verbietet, über den Fall zu sprechen, entspinnt sich nun eine eigene Geschichte: Unter anderem in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung haben sich zahlreiche Schriftsteller mit der geschassten Verlegerin solidarisiert. Daniel Kehlmann, Jonathan Franzen, Siri Hustvedt und Paul Auster sind empört. Eine brillante und erfolgreiche Frau müsse gehen - obwohl es an den Spitzen der Verlage ohnehin kaum Frauen gebe. Am zornigsten ist Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Sie schreibt: "Jetzt ist schon wieder eine Frau rausgekippt worden wie Abfall."

© SZ vom 11.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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