Profil:Ashok-Alexander Sridharan

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(Foto: dpa)

Der Oberbürgermeister verteidigt Bonns Privilegien.

Von Jana Stegemann

Sollten die letzten sechs Bundesministerien nach Berlin ziehen, blieben Bonn nur noch Kirschblüten, Post und Telekom. Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan will das Abrutschen der Stadt in die bundespolitische Bedeutungslosigkeit verhindern und kämpft zusammen mit dem Parteikollegen und NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet gegen den Umzug der noch verbliebenen Häuser nach Berlin. Mal wieder. Denn Jahr für Jahr beschäftigt sich der Bundestag mit dem Antrag der Linksfraktion; der CDU-Mann Sridharan muss ihn seit seinem Amtsantritt in 2015 regelmäßig parieren: Es geht um die Forderung, die Bundesregierung möge, fast 30 Jahre nach der deutschen Einheit, doch endlich komplett nach Berlin umziehen.

An diesem Freitag vor 25 Jahren hat der Bundestag das Berlin-Bonn-Gesetz über die Aufteilung der Bundesministerien verabschiedet; es besagt unter anderem, dass sechs der 14 Ministerien ihren Hauptsitz am Rhein behalten und die Ministerien, deren erster Dienstsitz Berlin ist, noch einen zweiten Sitz in Bonn haben. Das Pendeln der Regierungsmitarbeiter zwischen beiden Städten kostete 2017 laut Bund etwa 7,9 Millionen Euro. 55 Prozent der Deutschen befürworten mittlerweile einen Umzug. Der Jurist und Verwaltungsexperte Sridharan argumentiert betont wirtschaftlich-besonnen dagegen: "Setzen Sie die Kosten einmal ins Verhältnis zu den Umzugs- und Baukosten für jene Bonner Ministerien, die nach Berlin umziehen müssen."

Der 53-Jährige ist vom Fach: Bevor er an die Spitze Bonns rückte und damit die 21 Jahre dauernde sozialdemokratische Regentschaft in der Stadt beendete, arbeitete Sridharan als Stadtkämmerer im benachbarten Königswinter.

Einen wie ihn gab es noch nie in einer deutschen Großstadt: einen Oberbürgermeister mit Migrationshintergrund. Gleichwohl hat Ashok-Alexander Sridharan eine sehr konservative Bonner Biografie vorzuweisen. Über sich selbst sagt er stets: "Auch wenn man es mir nicht ansieht, ich bin 'ne bönnsche Jung." Als Sohn eines indischen Diplomaten und einer Bonnerin wurde Sridharan im Stadtteil Lengsdorf geboren, wuchs zweisprachig und katholisch auf. Er besuchte das elitäre Aloisiuskolleg, die Privatschule der Jesuiten. Nach Abitur und Bundeswehr lernte Sridharan im Jurastudium in Bonn seine spätere Ehefrau kennen; die Söhne der beiden tragen biblische Namen: David, Noah, Elias.

Er habe sich in Bonn nie fremd gefühlt, auch wegen seines Aussehens oder seiner "braunen" Hautfarbe keine Probleme gehabt, betont Sridharan: "Ich habe mich immer als Deutscher gefühlt. Und ich bin immer als der Ashok aus Lengsdorf wahrgenommen worden. Die Frage nach Integration hat sich mir nicht gestellt." An Flüchtlinge denke er trotzdem dauernd, "weil sie mir täglich im Stadtbild begegnen", so Sridharan. Mit den Stadtoberhäuptern von Düsseldorf und Köln hat er im Juli 2018 der Kanzlerin angeboten, in Seenot geratene Geflüchtete aufzunehmen, wurde jedoch von Angela Merkel ignoriert.

Im Wahlkampf hatte Sridharan seine Herkunft selbstbewusst eingesetzt und sich als weltmännischer Politiker mit dem Blick fürs Internationale positioniert. Ein intelligenter Schachzug, denn die Bonner lieben seit dem Exodus der Regierungsbeamten die Rolle ihrer Stadt als Standort der Vereinten Nationen und vieler anderer internationaler Organisationen und Unternehmen. Die Verschuldung Bonns geht Sridharan konsequent an; auch wenn die Stadt den Wegzug der Regierung wirtschaftlich gut verkraftet hat, lasten Milliardenschulden auf ihr.

Sridharan gilt als verbindlich, souverän und ehrlich interessiert an dem Schicksal der Stadt Bonn. Als sein zentrales Wahlkampfziel gab Sridharan damals an, "dass Bonn 2025 wieder den internationalen Bekanntheitsgrad hat, den es zu Hauptstadtzeiten hatte". Da bleibt noch einiges zu tun.

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