Profil:Arianna Huffington

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Arianna Huffington ist: Medienmacherin und Firmengründerin mit der Gabe, sich neu zu erfinden.

(Foto: Nadine Rupp/Getty)

Medienmacherin und Firmengründerin mit der Gabe, sich neu zu erfinden.

Von Nikolas Piper

"Große Unternehmen haben auch ohne ihren Gründer Erfolg." Mit dieser Weisheit verabschiedete sich Arianna Huffington, 66, am Donnerstag von ihren Mitarbeitern der Huffington Post. Zuvor hatte sie mitgeteilt, dass sie als Chefredakteurin der Online-Zeitung zurücktreten und das von ihr 2005 gegründete Unternehmen verlassen werde. Sie wolle sich nun ganz ihrer neuen Firma "Thrive Global" widmen, einer Online-Plattform für Gesundheits-Produkte und -Dienste.

Der Abschied Huffingtons ist ein Einschnitt für die Medienwelt. Mit der Internet-Zeitung, die ihren Namen trägt, hatte sie in den vergangenen elf Jahren Maßstäbe gesetzt: Sie machte das Konzept des Nachrichten-Portals weit über Amerikas Grenzen hinaus populär: Meldungen anderer Medien sammeln, möglichst prominente Kolumnisten anheuern und möglichst billig eigene Inhalte produzieren. Huffington griff traditionelle Medien in deren Kerngeschäft an und wusste Google so gut zu nutzen, dass bei Suchanfragen Beiträge der HuffPost meist an erster Stelle standen. Gleichzeitig schuf sie eine verlässliche Plattform für Demokraten und Linksintellektuelle in Amerika und ein Gegengewicht zu konservativen Internet-Medien wie dem Drudge Report. Die deutsche Ausgabe, die in Zusammenarbeit mit Focus entsteht, hat nie größere Bedeutung erlangt.

Huffington hat keine Scheu, sich in die Politik zu stürzen. Bei der HuffPost ordnete sie an, dass unter Artikeln über den Kandidaten Donald Trump ein Warnhinweis stehen soll wie auf einer Zigarettenschachtel: "Donald Trump stiftet regelmäßig zu politischer Gewalt an, er ist ein gewohnheitsmäßiger Lügner, ein zügelloser Fremdenfeind, ein Rassist, ein Frauenhasser . . ." Auch glühende Trump-Gegner finden, dass so etwas in einer Redaktion nicht geht. Keine Probleme hatte Huffington damit, in den Verwaltungsrat des umstrittenen Taxi-Dienstes Uber zu gehen, obwohl dies für eine Chefredakteurin offenkundige Interessenkonflikte schafft.

Verkauft hatte sie ihr Unternehmen bereits 2011 - für 315 Millionen Dollar an AOL. 2015 wurde AOL selbst von dem Telefon-Riesen Verizon geschluckt, womit die HuffPost Teil eines Konzerns wurde, der im Kern überhaupt nichts mit Medien zu tun hat. Das mag ihr den Abschied erleichtert haben. Internet-Zeitungen sind nicht mehr cool, richtige Pioniere machen jetzt etwas anderes.

Dass ihr neues Unternehmen mit Gesundheit zu tun hat, dürfte auch einen sehr persönlichen Hintergrund haben: 2007 brach sie wegen Überarbeitung zusammen. Das betrachtete sie als einen "Weckruf", wie sie dem Magazin People sagte. Kurz darauf schrieb sie ein Selbsthilfebuch unter dem Titel "Thrive". Die Firma "Thrive Global" soll nun die Marke Huffington nutzen für den Verkauf von Wellness-Produkten.

Huffingtons Lebensgeschichte ist auch eine vom sozialen Aufstieg von Einwanderern. Geboren wurde sie 1950 in Athen unter dem Namen Arianna Stasinopoulos. Sie studierte in Cambridge Wirtschaftswissenschaften. Vor einer unglücklichen Beziehung zu dem britischen Journalisten Bernard Levin floh sie 1980 in die Vereinigten Staaten, wo sie ihre Karriere als Autorin mit einer Biografie von Maria Callas begann.

Zunächst war sie klar im konservativen Lager verortet. Sie schrieb ein Pamphlet gegen die Feministin Germaine Greer und veröffentlichte in dem konservativen Magazin National Review. 1986 heiratete sie den republikanischen Millionär Michael Huffington und half ihm 1994 bei dessen vergeblichen Versuch, einen Sitz im US-Senat zu erringen. 1997 ließ sich das Paar scheiden, ein Jahr später outete sich Michael Huffington als bisexuell. Danach begann Arianna Huffingtons politischer Weg nach links. 2003 kandidierte sie als Unabhängige für das Gouverneurs-Amt in Kalifornien. Ihr geschiedener Mann unterstützt den späteren Sieger der Wahl, Arnold Schwarzenegger.

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