Profil:Annegret Kramp-Karrenbauer

Annegret Kramp-Karrenbauer; Annegret Kramp-Karrenbauer

Annegret Kramp-Karrenbauer: Mit einem Satz zur Homo-Ehe löst die CDU-Politikerin Streit aus.

(Foto: Oliver Dietze/dpa)

CDU-Politikerin mit einem traditionellen Familienbild.

Von Susanne Höll

Es gibt, grob gesagt, zwei Arten von Politikern. Es gibt die lautstarken, die zu allem und jedem eine Meinung kundtun, in Mikrofone verliebt sind und gut damit leben können, wenn man sie Windmacher nennt. Und es gibt die leisen, die sich gemeinhin gut überlegen, was sie wie öffentlich sagen. Zur letzten Kategorie zählt die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Genau, eben jene Kramp-Karrenbauer, die nun mit ihrer Äußerung zur Homo-Ehe Getöse verursacht. Sie warnt davor, gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit der traditionellen Ehe gleichzustellen, weil dann später vielleicht auch Verwandte miteinander zum Standesamt wollten oder gar die Vielehe legalisiert würde. Allgemeine Aufregung, Kritik, Verwunderung.

SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi warf der 52-Jährigen umgehend vor, gleichgeschlechtliche Beziehungen mit Inzucht und Polygamie gleichzusetzen. Das aber hat Kramp-Karrenbauer gar nicht getan. Ebenso wenig wollte sie Lesben und Schwule beleidigen. Sie ist eine Befürworterin eingetragener Lebenspartnerschaften; übrigens war sie das schon früher, als viele andere Christdemokraten sich mit dieser Idee noch nicht anfreunden konnten.

Aber dennoch mutet die Äußerung eigentümlich an. Wer, bitte schön, kennt einen Pensionisten, der seine Enkelin heiraten will? Wahrscheinlich niemand, auch die saarländische Ministerpräsidentin nicht. Aber ihr geht es auch nicht um den Einzelfall. Ihr geht es um die grundgesetzlich geschützte Institution der Ehe, in der bundesdeutschen Rechtstradition als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert.

Die Wertkonservativen in den Unionsparteien möchten an diesem Konzept festhalten. Und zu ihnen zählt eben auch Kramp-Karrenbauer. Das wiederum wird all jene verwundern, die bislang die Christdemokratin auf dem progressiven Flügel ihrer Partei angesiedelt hatten. Stimmt, sozialpolitisch ist sie links, so wie fast alle Politiker aus dem Saarland, wo es bekanntlich wenige Reiche, dafür aber jede Menge kleine Leute gibt.

In manchen gesellschaftspolitischen Fragen ist die studierte Rechts- und Politikwissenschaftlerin aber konservativ. Sie kämpft seit Langem für die Frauenquote, zugleich für harte Regeln zur Prostitution. Und die gläubige Katholikin pflegt ein für Teile der Öffentlichkeit offenkundig überraschend traditionelles Familienbild.

Als sie in der Saar-CDU Karriere machte und Ministerin wurde, kümmerte sich der Ehemann, ein Bergwerksingenieur, um die drei damals noch kleinen Kinder und den Hund. Endlich einmal eine ganz besonders unkonventionelle, fortschrittliche CDU-Frau, dachte man sich. Von wegen.

Denn bei den Kramp-Karrenbauers ging es, wie die Ministerpräsidentin selbst erzählt, eigentlich so zu wie in sehr vielen Familien hierzulande. Derjenige, der das meiste Geld verdient, geht zur Arbeit. Der andere sorgt sich um die Dinge daheim.

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