Problemstau in Berlin:Hoffentlich gut erholt, Frau Kanzlerin?!

Es soll sehr schön sein in Südtirol und in der Uckermark, aber jetzt ist Angela Merkel zurück an ihrem Schreibtisch in Berlin. Dort, wo stapelweise Probleme auf die Bundeskanzlerin warten. Von Griechenland über NPD-Verbot bis zur Vorratsdatenspeicherung - entscheidende Monate brechen an.

Guido Bohsem, Berlin

Die Rückkehr aus dem Urlaub ist für manche Menschen ein Segen. Das ehedem ersehnte Strandliegen nervte nur noch, und das Wandern durch die Alpen war dann doch ein bisschen langweilig. Für andere Zeitgenossen ist das Ende des Urlaubs mehr ein Fluch - alleine der Gedanke an die lieben Kollegen soll den ein oder anderen schon dazu gebracht haben, den Flieger in die Heimat mutwillig zu verpassen.

Erste Kabinettssitzung im neuen Jahr

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Kabinettstisch. In diesem Herbst stehen etliche unbequeme Entscheidungen an.

(Foto: dpa)

Wie diese Dinge bei Bundeskanzlerin Angela Merkel liegen, ist nicht überliefert. Fest steht: Sie muss schon sehr viel guten Mut in Südtirol und in der Uckermark gesammelt haben, um an diesem Montag vollständig gelassen an ihren Schreibtisch im Kanzleramt zurückzukehren. Denn die nächsten Wochen und Monate werden es in sich haben und womöglich zu den entscheidenden ihrer zweiten Kanzlerschaft werden.

Ein Willkommensgeschenk hat Merkel diese Woche das britische Wirtschaftsmagazin Economist gemacht. Die Redakteure des Blattes entwerfen einen Ausweg aus der Euro-Krise, der wichtigsten Aufgabe der Regierungschefin. Das Titelbild zeigt, wie eine müde Kanzlerin einen Plan studiert, die Euro-Krise aufzubrechen - eine Tasse Kaffee neben ihr und eine Flasche Whisky. "In Versuchung, Angela?", lautet die Überschrift.

Zum Beispiel Griechenland. Hier wird sich schon in wenigen Wochen zeigen, wie es weitergeht. Kaum jemand glaubt daran, dass das Land die Auflagen der Euro-Länder, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds tatsächlich erfüllen kann.

Setzt man nicht auf ein Ausscheiden der Griechen aus der Währungsunion, liegen zwei Möglichkeiten auf dem Tisch - ein drittes Hilfspaket schnüren oder die öffentlichen Geldgeber verzichten auf einen Teil des verliehenen Geldes. Die erste Option würde die deutschen Bürgschaften weiter in die Höhe treiben. Die zweite Option würde die Deutschen erstmals richtig Geld kosten. Gemeinsam ist beiden Lösungen, dass sie in der schwarz-gelben Koalition derzeit keine Mehrheit finden würden. Auch anderorts schwelt die Euro-Krise weiter, und über allen Dingen schwebt zudem die ausstehende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über den permanenten Euro-Rettungsschirm ESM.

Auch in Kanada geht es um den Euro

Aber auch innenpolitisch hat sich in den letzten Monaten vieles angestaut, was diesen Herbst entschieden werden müsste. Kleine Auswahl gefällig? Betreuungsgeld, Zuschussrente, Energiewende, NPD-Verbot, Vorratsdatenspeicherung, Wahlgesetz, Abschaffung der Praxisgebühr, Splitting für die Homo-Ehe, Frauenquote.

Das sind lediglich die Dinge, über die sich die Koalition intern streitet. Fasst man das Bild ein wenig weiter, gesellen sich weitere Unerfreulichkeiten hinzu: der Streit über die schwarz-gelben Steuerreform im Bundesrat, die Blockade des Steuerabkommens mit der Schweiz und einiges mehr. Ausgang offen.

An diesem Mittwoch wird die Kanzlerin die erste Kabinettssitzung nach den Sommerferien leiten. Tags darauf steht die nächste große Auslandsreise auf dem Programm, nach Kanada. Zwei Tage wird Merkel unterwegs sein und unter anderem den konservativen Premierminister Stephen Harper treffen. Wichtigstes Thema? Muss man es noch sagen? Wirklich? Der Euro.

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