Der Chef des iranischen Atomprogramms hatte den Reaktor in Buschehr einst als Sieg über die westlichen Staaten präsentiert. Doch bislang ist das Atomkraftwerk, in dessen Bau seit 1974 eine Milliarde Dollar gesteckt wurde, vor allem durch Pannen aufgefallen. Erst nach Jahrzehnten und wiederholten Rückschlägen konnte der Reaktor im August 2010 eingeweiht werden - und sollte nun endlich ans Netz gehen. Doch daraus wird wohl wieder nichts: Probleme mit Brennelementen lassen den Anschluss des ersten iranischen Atomkraftwerks in immer weitere Ferne rücken.
Das islamische Land müsse den gesamten Reaktorkern des Kraftwerks in Buschehr ausbauen, meldete die dpa unter Berufung auf diplomatische Kreise in Wien. Auf Rat der mit der Fertigstellung des Reaktors beauftragten russischen Ingenieure würden die Brennstäbe entfernt, sagte Irans Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach Angaben einer iranischen Nachrichtenagentur. Dies solle Zeit für zusätzliche Tests und "technische Operationen" geben. Der Zwischenfall ist ein massiver Rückschritt für das iranische Atomprogramm. Laut New York Times werden insgesamt 163 Brennstäbe entfernt.
Bislang gibt es nur Vermutungen darüber, was hinter den Schwierigkeiten stecken könnte. Die New York Times schreibt unter Berufung auf Experten, dass der Computerwurm Stuxnet wohl erneut für Probleme sorgt. Im Herbst vergangenen Jahres hatte Iran bestätigt, dass Stuxnet Buschehr infiziert habe. Die Regierung sprach aber damals nur von wenigen, schnell behobenen Problemen. Auch jetzt betonte der Chef der iranischen Organisation für atomare Sicherheit, Stuxnet habe keinen Einfluss auf den Reaktor in Buschehr.
"Es ist nicht unsere Aufgabe, über die Gründe zu spekulieren", sagte ein hochrangiger Beamter der IAEA. Iran habe keine Ursache für die Probleme mit Buschehr genannt. Kleinere Schwierigkeiten mit Brennelementen sind aus Expertensicht beim Start eines Reaktors durchaus normal, aber der Austausch des gesamten Kerns habe eine größere Dimension.
"Dies wirft Fragen auf, ob der Iran einen modernen Atomreaktor sicher betreiben kann", sagte der US-Wissenschaftler David Albright der New York Times. Er warnte zum wiederholten Mal, in Buschehr sei ein Unfall wie in Tschernobyl möglich.
Die Vereinten Nationen sehen sich nach "neuen Erkenntnissen" unterdessen in ihrer Besorgnis bestärkt, dass das Atomprogramm Teherans auch militärischen Zwecken diene. Vorliegende Informationen ließen auf Experimente mit Komponenten nuklearer Waffen schließen. In dem Bericht heißt es allerdings auch, dass die Anreicherung von Uran im Iran seit 18 Monaten unterbrochen sei, was auf Engpässe in der Versorgung mit dem Rohstoff hindeute.